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Wo es in Ostholstein kostenlos an den Strand geht

Ein Ausflug an den Strand kann teuer werden - gerade in der Hauptsaison. Wer ans Wasser will, muss eine Kurabgabe zahlen. Pro Person sind das bis zu drei Euro. Es gibt aber auch Strandabschnitte, an denen Besucher nicht zur Kasse gebeten werden.

„Jeder Küstenort muss einen kurabgabefreien Strandbereich haben", sagt Julia Prange vom Ostsee-Holstein-Tourismus (OHT). Kreissprecherin Carina Leonhardt erläutert weiter: „Das Landesnaturschutzgesetz besagt, dass sichergestellt sein muss, ein angemessenes Verhältnis zwischen abgabepflichtigen und abgabefreien Bereichen zu gewährleisten." Letztendlich sei es aber eine Entscheidung der Gemeinden, wie viele Meter Strand sie freigeben. 


Weite Teile der Küste in Ostholstein sind nicht frei. „Der Großteil ist kurabgabepflichtig", sagt Prange. Außer, man wandert. In der Scharbeutzer Ordnungssatzung steht beispielsweise: „Das Wandern entlang der Wasserlinie des Strandgebietes ist ohne Entrichtung eines Tourismusbeitrages oder einer Tages-Ostseecard gestattet." Auch in Neustadt ist das so. Spazieren gehen ohne sich niederzulassen sei erlaubt, sagt Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht: „Wenn man aber auch ins Wasser hüpfen möchte, würden wir sagen, dann fällt eine Tourismusabgabe an."


Niendorfer Freistrand: Der Klassiker

Wie an den kostenpflichtigen Abschnitten gilt laut Wilmer-Huperz auch an den Freistränden grundsätzlich die Faustregel: „Die Strände werden immer ruhiger je nördlicher sie liegen." Der Klassiker, gut besucht und bei vielen bekannt: der Niendorfer Freistrand in der Gemeinde Timmendorfer Strand. Wer hier badet, wird von der DLRG bewacht. Es gibt eine Strandbar, der Sportstrand ist direkt daneben, öffentliche Toiletten und der Hafen mit Fischbuden und Cafés sind nicht weit. Am Niendorfer Freistrand gibt es auch immer wieder Open-Air-Konzerte. 


„Hundehalter mit ihren Tieren dürfen dort aber nicht an den Strand, auch FKK ist nicht erlaubt", sagt Gesine Muus vom Kurbetrieb. Für diese Personengruppen gebe es eigene Strandbereiche. Beliebte Freistrände in Scharbeutz befinden sich gegenüber der Jugendherberge auf Höhe der Pönitzer Chaussee und in Haffkrug hinter der Seebrücke unterhalb des Henry-Everding-Hauses. Praktisch: Ein Schild steckt dort einen eigenen Bereich für Strandmuscheln ab.


Ruhe an der Steilküste in Sierksdorf und Neustadt

Weniger bekannt ist ein längerer Strandabschnitt in Sierksdorf unterhalb vom Ferienpark in Richtung Haffkrug. Weißer, gepflegter Sandstrand, Bäume säumen die Steilküste, eine Treppe führt hoch zur Siedlung, wo es auch eine öffentliche Toilette gibt. Strandbesucher Uschi (77) und Paul (81) Werbonat kommen regelmäßig aus Eutin zum Schwimmen und Entspannen an dieses ruhige Fleckchen. „Parken kann man hier auch gut", sagt der Senior. Für jeden Strandbesuch Kurtaxe zu zahlen, das wäre ihm und seiner Frau auf Dauer zu teuer.


Von den 6,5 Kilometern Küste in Neustadt, Pelzerhaken und Rettin seien rund drei Kilometer „nicht konzessioniert", berichtet Stephan Reil, stellvertretender Werkleiter vom dortigen Tourismus-Service. Das bedeutet: Grundsätzlich müssten alle Besucher die Kurabgabe zahlen, sobald sie sich im Stadtgebiet aufhalten. Allerdings werden nur in „konzessionierten" Strandbereichen Kurtaxen-Kontrollen durchgeführt.


Von der Ostsee-Lounge bis zum Eschenweg in Pelzerhaken, wo diverse Camping-Plätze angesiedelt sind, haben Besucher freien Zugang zum Wasser und werden nicht kontrolliert. „Das ist schon durch die Natur so gegeben", sagt Reil. Denn wegen der Steilküste ist der Strand teilweise so schmal, dass die Fahrzeuge zur Reinigung der Bereiche dort nicht entlangkommen. Es gibt auch keinen Strandkorb-Service und keine öffentlichen Toiletten-Häuschen alle paar Meter, wofür der Strandbesucher sonst mit seiner Kurabgabe zahlen würde.


Versteckter Strand in Grömitz

In Grömitz gibt es einen Freistrand hinter dem Jachthafen an der Steilküste. FKK ist möglich, auch Hunde sind erlaubt, sagt Jacqueline Felsmann vom Tourismus-Service Grömitz. „Das ist ein Naturstrand", sagt Felsmann. Das heißt, dort werden nicht jeden Tag Seegras und grobe Steine aus dem Sand gefischt. Das Motto: „Leben und leben lassen", erläutert Felsmann. Man habe dort gerade in der Nebensaison mehr Ruhe als an den Hauptstränden. Dort stehe nicht ein Strandkorb neben dem nächsten. Von Nachteil sei allerdings die Infrastruktur. „Es gibt keine Toilette in Reichweite", sagt Felsmann. Auch gastronomische Angebote seien weit entfernt.


Fehmarn weist im Gegensatz zu anderen Kommunen nicht explizit Freistrände aus. Auf der Insel gibt es insgesamt 78 Kilometer Küste, zusammengesetzt aus Sandstränden, Steilküsten und Naturstränden. Vier „konzessionierte", das heißt, vom Tourismus-Service betreute Strände gibt es in Meeschendorf, Südstrand/Burgtiefe, Bojendorf und Grüner Brink. „Die Kurtaxenpflicht gilt aber auf der gesamten Insel", betont Kim-Sophie Böckmann vom Tourismus-Service Fehmarn.

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