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Deutschland holt sich den ersten Adrenalinschub ab

Für Menschen, die keine Ironie erkennen, wäre Andreas Wolff ein schwieriger Gesprächspartner. Der Torwart der deutschen Handballer spricht gerne in Sätzen, die er dann doch ein bisschen anders meint. Samstagabend zum Beispiel, nach dem zweiten Vorrundenspiel der WM sagte Wolff ein bisschen im Scherz zur Leistung der deutschen Abwehr, die vor allem in der ersten Halbzeit gegen Brasilien kaum einen Ball durchgelassen hatte: "Das Ziel muss sein, dass ich mich gar nicht mehr warm machen muss". Bei Wolff ist es aber auch so: Es wäre ihm durchaus zuzutrauen, dass er das ernst meint.

Wer seinen Job so angeht wie Andreas Wolff, der hätte vermutlich ein Einzelbüro, weil er gleich morgens beim erfolgreichen Abschicken erster E-Mails aus voller Kehle einen Jubelschrei absetzt. Die Arme ausgebreitet über die gesamte Spannweite, den Mund weit aufgerissen. Beim Spielstand von 0:0 feierte Wolff so zwei gehaltene Bälle, als bekäme er eine Sonderprämie fürs Stimmungmachen. Dabei waren die 13 500 Zuschauer in der Arena am Berliner Ostbahnhof schon vorher putzmunter, die Euphorie schwappte durch die Reihen, wie es diese deutsche Mannschaft noch nicht erlebt hat. "Die Atmosphäre war vom Einlaufen her Wahnsinn, fantastisch, es hat richtig Lust gemacht auf mehr", sagte Bundestrainer Christian Prokop nach dem 34:21-Erfolg, "ich glaube, die Handball-WM kommt so langsam an in ganz Deutschland." Und Christian Prokop lächelte, wie man ihn vielleicht noch nie hat lächeln sehen, seit er Trainer der deutschen Handballer ist...


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