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Bibbern bei -96 Grad. Was soll das?

Frieren bei Minus 96 Grad – das steht unserer Autorin auf diesem Foto unmittelbar bevor.

Es ist wahrscheinlich der kälteste Ort in Prenzlauer Berg: In einem Studio am Helmholtzplatz frieren die Menschen bei irrwitzigen Temperaturen. Wie bitte? Wir haben es ausprobiert.

Montagmorgen, halb neun. Es ist kalt draußen, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was mich erwartet: der Gang in die Kältekammer bei Minus 96 Grad. Drei Minuten durchfrieren und dann zur Arbeit - das scheint für einige ein ganz normaler Start in den Tag zu sein. Männer und Frauen betreten an diesem Vormittag das Studio Recover in der Schliemannstraße, das zum Fitnessstudio Formwandler gehört. Sie verschwinden in dem Raum mit der Kabine und kommen nach wenigen Minuten wieder heraus. „Ich war total genervt heute Morgen", sagt eine Anwohnerin aus dem Bötzowkiez nach dem Besuch. „Jetzt geht's besser."

Als „Ganzkörper-Espresso" bezeichnet das Recover-Team die Kältekammer gern. Der Temperaturschock habe eine ganze Reihe an positiven Effekten, sagt Filialleiterin Nadine Schäfer: Bei regelmäßiger Anwendung stärke er die Konzentration, man könne besser einschlafen. Die Kälte helfe gegen Entzündungen, Verspannungen und Schmerzen, stärke das Immunsystem und sorge dafür, dass der Körper unempfindlicher gegen Stress werde.

„Sonst kann das Gewebe absterben"

Bevor es losgeht, lässt mich Nadine Schäfer einen Fragebogen ausfüllen, in dem ich unter anderem bestätige, dass ich keine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Platzangst habe und nüchtern bin. Wie heftig diese Kälte ist, wird mir spätestens klar, als sie mich fragt, ob ich Piercings aus Metall trage. Die müsse man abnehmen oder mit dem Handschuh abdecken. „Sonst kann das Gewebe drumherum absterben." Auch ein schönes Bild: „Wenn wir in der Kältekammer ein Glas Wasser umdrehen würden, dann würde das Wasser nicht den Boden erreichen, weil es sofort einfriert."


(Auszug)


Original