Koblenz. Die einen tragen klassische Businesskostüme und Pumps, die anderen sind mit bunten Sommerkleidern und flachen Sandalen legerer gekleidet: Mit geschlossenen Augen stehen sie im großen Saal der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz. Konzentrationsübungen sind angesagt.
"Frauen an den Start!" ist das Motto der ersten Veranstaltung der (IHK), die sich ausschließlich an Frauen richtet. Ungefähr 100 Unternehmerinnen und potenzielle Gründerinnen sind gekommen. Junge BWL-Studentinnen stehen neben Frauen, die ihre Mütter sein könnten. Was sie alle eint, sind Fragen rund ums Thema Selbstständigkeit.
Zahlen belegen: 44 Prozent der Teilnehmer an Existenzgründerseminaren der IHK Koblenz sind im vergangenen Jahr Frauen gewesen. Das sagt Daniela Breuer, Referentin für Unternehmensgründung- und führung bei der IHK.
Astrid Benkel ist eine Powerfrau. Kurze Haare, dunkles Kostüm, präsente Stimme. Seit mehr als 15 Jahren berät sie Frauen in ihrer beruflichen und unternehmerischen Entwicklung. "Nie waren Frauen so gut ausgebildet wie heute, nie hatten wir Frauen so große Chancen wie jetzt - wir leben in einer weiblichen Bildungsrevolution", sagt sie. "Es ist nicht wegzudiskutieren, dass viel zu wenige Frauen den Weg in die Selbstständigkeit wagen, trotz hervorragender Qualifikationen."
Ihr Vortrag kommt als energiegeladenes Coaching daher, immer wieder bindet sie die Frauen im Publikum mit ein. "Was hindert Sie an dem Schritt?", fragt sie in die Runde. Die biologische Uhr tickt, und junge Frauen fragen sich berechtigterweise Dinge wie: "Zuerst Karriere und dann ein Kind?" Ihr Plädoyer an die Frauen im Saal: "Alles, was ich mir vorstellen kann, kann ich auch erreichen." Sie habe das selbst erlebt und mit zwei Kindern den Sprung aus der Festanstellung in die erfolgreiche Selbstständigkeit geschafft. Wichtig sei dabei vor allem, seine eigenen Stärken zu kennen: "Was kann ich besonders gut, was macht mir besonders viel Spaß?"
Dass dies der Schlüssel zu einer erfolgreichen Selbstständigkeit ist, bestätigen auch Gründerinnen aus der Region Koblenz. Christiane Schneider etwa erzählt von ihren beiden großen Leidenschaften: vom Kochen und von der ständigen Recherche nach Gesundheitsthemen im Netz. Die beiden Aspekte hat sie zusammengewürfelt und sich als Ernährungsberaterin ein zweites Standbein aufgebaut. Oder Christiane Reif-Lettke. Sie hat sich mit dem "Genusszimmer", einem Raum für ausgewählte Produkte aus der Region, den Wunsch nach einem eigenen Laden in der Koblenzer Innenstadt erfüllt. An welchem Punkt sie aus der Festanstellung herausgegangen sei, will jemand aus dem Publikum wissen. "Als die Situation dort nicht mehr tragbar für mich war. Mir wurden immer mehr Kompetenzen entzogen. Da war klar, ich mache jetzt das, was ich schon immer machen wollte." Was sie heute anders machen würde, fragt eine Frau aus dem Publikum die Ernährungsberaterin Schneider. "Den Ärzten, mit denen ich zusammenarbeite, von Anfang an energisch klarzumachen, was ich kann, so ein typisches Frauending." Solche typisch weiblichen Eigenschaften können in Führungsposition hinderlich sein, sagt Frauenberaterin Benkel. "Frauen wollen gemocht werden, Männer wollen Macht", eine Eigenschaft, die man sich beim andren Geschlecht abkupfern sollte. Ebenso wie die Tatsache, berufliche Netzwerke zu pflegen und auszubauen.
Wie wichtig das Thema professionelles Auftreten ist, unterstreicht Benkel im Laufe der Veranstaltung immer wieder. Neben der Fachkompetenz sind das Outfit und die Körpersprache besonders wichtig. "Unser Verhalten macht 93 Prozent der Gesamtwirkung aus", so die Ergebnisse einer Studie, sagt Benkel. Für die Zusammenarbeit mit Männern oder für wichtige Verhandlungen mit dem Vorgesetzten hat sie aus eigenen Erfahrungen ein paar gute Tipps dabei: "Wir Frauen werden bei Männern erst einmal als Frauen wahrgenommen. Machen Sie diese Not doch einfach zur Tugend, denn das Auge isst bekanntlich mit."
Die Veranstaltungsreihe der IHK, die sich speziell an Frauen richtet, wird fortgeführt. Infos via E-Mail an breuer@koblenz.ihk.de
