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Telekom unterstützt Erstaufnahmen: WLAN für Flüchtlinge bald in allen Unterkünften? -

Rheinland-Pfalz. Ein Internetzugang kann Flüchtlingen die Ankunft erleichtern. Viele Unterkünfte bieten keinen, auch aus Angst vor illegaler Nutzung. Das soll sich jetzt ändern.

Von unserer Reporterin Sarah Kern

Sie haben mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt, zu Fuß, sind mit Booten übers Mittelmeer, haben an Grenzen ausgeharrt und jetzt sind sie hier, mitten in Rheinland-Pfalz. Die Menschen aus Syrien oder aus Eritrea haben oft nichts weiter dabei außer einem Smartphone."Why we have to live now in ,Bad' Kreuznach and not in ,Good' Kreuznach? - Warum leben wir hier im ,bösen' Kreuznach und nicht im ,guten' Kreuznach?", fragen Flüchtlinge. Ein Scherz, der in der Unterkunft in Bad Kreuznach seine Runde macht.

Natürlich wollen die Menschen dann auf ihren Smartphones nachschauen, bei Google Maps beispielsweise, wo sie jetzt eigentlich gelandet sind in diesem "Bad" Kreuznach. Und eine WhatsApp-Nachricht verschicken zu den Familien und Freunden nach Hause. Aber das ist aktuell nicht in allen Unterkünften möglich. Noch nicht. Nach Aussage der Telekom arbeitet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bundesministerium für Inneres an einem Projekt, alle Flüchtlingsunterkünfte mit kostenlosem WLAN auszustatten. Nach und nach. 200 Unterkünfte bundesweit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen mit WLAN versorgt.

Telekom installiert Router

In Rheinland-Pfalz sieht da so aus: "In den Erstunterkünften in Ingelheim, in Kusel, in Trier und in Hermeskeil sind bereits Router installiert. Wir schauen uns die Bausubstanz der Gebäude an und wie viele Flüchtlinge maximal in der Unterkunft Platz finden, damit alle Menschen an ihren Schlafplätzen eine ausreichend starke Verbindung ins Netz haben", erklärt Katja Werz, Pressesprecherin der Telekom AG. Dennoch richtie sich das Augenmerk vorrang auf die Abdeckung mit Netz in den Gemeinschaftsräumen. Es sei auch nicht nur der Kontakt zu den Familien zu Hause, der für die Flüchtlinge wichtig ist, sie können so selbst Behördengänge organisieren, oder online Deutschkurse besuchen. Betreiber von Nicht-Erstunterkünften (Kommunen im Land) können über die Telekom eine kostenpflichtige Dienstleistung beantragen über public@t-systems.com.

Dass Internet für Flüchtlinge wichtig ist, ist auch für die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier klar. "Die Menschen kommunizieren mit ihrem Zuhause und untereinander", sagt die Sprecherin der ADD, Miriam Lange. Organisatorisch ist die ADD in Rheinland-Pfalz dafür verantwortlich, dass Unterkünfte mit WLAN ausgestattet werden. Die kommunale Landesverwaltung kontaktiert die Telekomtocher T-Systems, oder andere Betreiber, die dann Router in den UNterkünften installieren. Birkenfeld, Daaden im Westerwald und Speyer sollen nun in den kommenden Tagen mit WLAN versorgt werden. Die Telekom weist darauf hin, nicht alle Unterkünfte versorgen zu können und bittet auch andere Kommunikationsanbieter und Freifunker Unterkünfte mit WLAN auszustatten.

Am Flughafen Hahn läuft ein Modellprojekt über die Freifunkinitiative. Dabei wird ein privates Netzwerk mithilfe eines Gastzuganges für alle Personen geöffnet. So ein Freifunknetzwerk gibt es auch in Koblenz: In der Flüchtlingsunterkunft am Wallersheimer Kreisel haben Privatpersonen organisiert, dass die Menschen dort ins Netz können. Das Problem eines Freifunknetzes: Die Bandbreite des Anschlusses ist häufig zu niedrig, ein privates Netzwerk ist selten für bis zu 500 Personen ausgelegt, die sich alle gleichzeitig im Netz bewegen. Zusätzlich ist die Frage der Haftung ungeklärt. Derjenige, der einen Internetanschluss zur Verfügung stellt, kann unter Umständen dafür verantwortlich sein, was darüber geschieht - etwa wenn illegal Filme heruntergeladen werden.

Das umgeht die Telekom indem jeder, der das Netz in den Unterkünften nutzt, den allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen muss. Das kommt einer Registrierung gleich, erklärt die Telekomsprecherin.

Die Dringlichkeit, alle Unterkünfte mit WLAN zu versorgen, sieht auch Siegfried Pick, Sprecher des Arbeitskreises Pro Asyl in Rheinland-Pfalz. "Für Flüchtlinge ist eine Internetverbindung elementar. Die Menschen kommunizieren mit ihrem Smartphone mit den Familien zu Hause, sie organisieren sich in Facebookgruppen oder kommunizieren via Whatsapp." Flüchtlinge sind so miteinander vernetzt, dass jüngst in der offenbar weniger attraktiven Flüchtlingsunterkunft am Stegskopf im Westerwald weniger Menschen angekommen sind als erwartet.

Internet gehört zum Leben dazu

"Kommunikation ist ein Grundbedürfnis, wie Nahrung, Kleidung oder ein Dach über dem Kopf", unterstreicht Pick und fügt hinzu: "Die Menschen könnten ihr Leben viel leichter selbst in die Hand nehmen, sie sind es gewohnt, sich damit zu organisieren, ein Smartphone ist in Syrien, in Eritrea und in anderen Ländern kein Luxusartikel, sondern eine Selbstverständlichkeit - da die Festnetze dort - wenn überhaupt verfügbar - oft nur schlecht ausgebaut sind. Eine Internetverbindung gehört zum Leben dazu.

So wie auch bei uns. Deshalb sind auch im Hartz IV Regelsatz 35 Euro im Monat für Telekommunikation mit reingerechnet, erklärt Eva Schmidt, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Rheinland-Pfalz/Saarland. Wie die Menschen ihr Geld ausgeben, bleibt jedem Selbst überlassen.

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