Immer häufiger wird über die so bemäntelte „Cancel Culture" berichtet, die sich vornehmlich in den finstersten Twitter-Refugien einiger US-amerikanischer Campus-Linker abzuspielen scheint.
Die ideologische Verzerrung der offenen Streit- und Diskussionskultur hat ihren Ursprung zwar durchaus in neueren Theoremen aus dem angloamerikanischen Raum, ebenso begriffsentleerte wie in ihrer Konsequenz dezidiert anti-westliche Konzepte von „Critical Whiteness", „Queer Theory" oder „Gender-" und „Postcolonial Studies" erfreuen sich allerdings auch an europäischen Universitäten stetig wachsender Beliebtheit. So werden islamische Terrorregimes spitzfindig als vom Westen unterdrückte Länder protegiert und Texte streng positivistisch auf ihr „gewaltvolles" Vokabular geprüft.
Dieser Verfall kritischen Denkens beförderte einen virulenten Opferkult, der im vorauseilenden Gehorsam Toleranz für noch die aberwitzigsten Glaubenssätze und barbarischsten Terrorakte fordert. Das verweist allerdings auf ein Problem des Begriffs der Toleranz selbst: Diese kann nur so lange gewährt werden, wie sie wieder entzogen werden kann.