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War Ex-Präsident Felipe Calderón ins organisierte Verbrechen verwickelt? - “La Barbie” klagt an

Die Vorwürfe wiegen schwer: In einem Brief an die Journalistin Anabel Hernández beschuldigt Edgar Valdez Villarreal alias “La Barbie” den mexikanischen Ex-Präsidenten Felipe Calderón, ins organisierte Verbrechen verwickelt gewesen zu sein, und mit den führenden mexikanischen Drogenkartellen paktiert zu haben.

Von Sandra Weber

Edgar Valdez Villarreal, seit 2010 in Mexiko inhaftiert, wurde am 30. September an die USA ausgeliefert. Nun wird mit Spannung erwartet, ob “La Barbie” vor einem US-Gericht weitere Details zum Filz zwischen Staatsapparat und Drogenkartellen preisgeben wird, denn laut Kennern seines Strafprozesses verfügt er über wichtige Kenntnisse und Beweise. Einen ersten Vorgeschmack liefert nun sein in der mexikanischen Zeitschrift „Proceso“ veröffentlichter Brief an die Journalistin Anabel Hernández von 2012.

Darin beschuldigt er Ex-Präsident Felipe Calderón, sich mehrmals mit den Köpfen der wichtigsten Drogenkartelle (La Familia Michoacana, Los Zetas, Sinaloa-Kartell, Leyva-Beltrán-Kartell) getroffen zu haben, um mit ihnen zu einer Übereinkunft zu kommen. Calderón war von 2006 bis 2012 Präsident und ist vor allem bekannt für sein hartes militärisches Durchgreifen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, weshalb er als Initiator des blutigen mexikanischen Drogenkrieges gilt.

Auch zwei enge Vertraute Calderóns, der General Mario Arturo Acosta Chaparro und der Regierungssekretär Juan Camilo Mouriño hätten sich mit den Chefs der Drogenkartelle getroffen. Kurze Zeit später starben beide unter mysteriösen Umständen (Mouriño kam am 4. November 2008 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz in Mexiko-Stadt ums Leben, der pensionierte General bei einem Attentat im April 2012 ebenfalls in der Hauptstadt) was Spekulationen nährt, die misslungenen Verhandlungen mit den Drogenbossen sollten vertuscht werden.

Auch mit „La Barbie“ selbst wollte Calderón paktieren, der sich jedoch geweigert habe. Seine Weigerung sieht „La Barbie“ als Grund der „politischen Verfolgung“ durch Calderón, die schließlich zu seiner Verhaftung führte.

In seinem Brief übt er außerdem heftige Kritik an der Bundespolizei „Policia Federal“. Im Zuge von illegalen Hausdurchsuchungen seien ihm Geld, Schmuck und Autos gestohlen worden. Bei Verhaftungen sei es Gang und Gäbe, dass Besitztümer „verschwinden“ und in die Hände der Bundespolizei fallen. Deshalb spricht er davon, dass selbst die mexikanische Armee und Marine ehrlicher und weniger korrupt seien als die Bundespolizei. Weiterhin wisse er, dass ranghohe Repräsentanten des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit und der Bundespolizei sich am Drogenhandel und dem organisierten Verbrechen bereichert hätten.

Valdez Villarreal schließt seinen Brief mit den Worten: „Ich mag gemacht haben, was ich gemacht habe, aber sie, die politischen Funktionäre, die ich erwähne, sind Teil der kriminellen Struktur dieses Landes.“

„La Barbie“ ist gebürtiger Texaner und war der erste US-Bürger, der bis in die höchsten Führungsebenen des mexikanischen Drogenhandels aufstieg. Er agierte vor allem im Grenzgebiet von Nuevo Laredo und führte für das Leyva-Beltrán-Kartell blutige Kämpfe gegen das Golf-Kartell. Aktuell wird ihm in Atlanta/Georgia der Prozess gemacht, ihm werden Mord, Drogenhandel und organisierte Kriminalität vorgeworfen.

Erstmals veröffentlicht am 15. Oktober 2015