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Rückhalt in der Krise

Wird ein Unternehmen umstrukturiert, fällt den BetriebsrätInnen eine besondere Rolle zu. Zwei von ihnen sprechen darüber, wie sie Krisen gemeistert haben.

https://www.arbeit-wirtschaft.at/rueckhalt-in-der-krise/

 

Der 29. Dezember 2017 war für Sonja Karner ein „Tag des großen Krachs". An diesem Tag erfuhr die Belegschaft von Kika/Leiner, wie schlecht es um ihr Unternehmen wirklich stand. „Großen Teilen der Belegschaft wurde kein Gehalt ausgezahlt", erinnert sich die Kika-Betriebsratschefin. Zwei Arbeitstage später war das Geld zwar am Konto, bloß die Unsicherheit blieb. „Kika/Leiner-Mutter Steinhoff: Der Hut brennt" oder „Kika/Leiner immer mehr unter Druck" titelten Zeitungen.


Über das Unternehmen, dessen Mutterfirma Steinhoff in einen Bilanzskandal verwickelt war, gab es kaum Informationen. Mehrmals versuchten die BetriebsrätInnen, in Besprechungen mehr zu erfahren. „Es war frustrierend, mehr Versprechungen statt klarer Antworten zu bekommen", betont Karner. Zwei Monate ging es scheinbar bergauf, doch dann wurden Waren verspätet geliefert - und die Belegschaft war wieder sehr verunsichert. Als im Juni 2018 der Kreditversicherer absprang, drohte die Insolvenz.



Szenenwechsel nach Wien-Liesing. Dort produziert ein Werk von Rheinmetall MAN Military Vehicles, kurz RMMV, Militär-Lkw. Nachdem ein Großauftrag von über 7.500 Fahrzeugen für die britische Armee abgewickelt war, geriet das Werk mit 750 MitarbeiterInnen im Jahr 2013 in die Krise. Kurzarbeit brachte nur vorübergehend Entlastung. Um den Wiener Standort zu halten, leiteten die Eigentümer einen kräftigen Personalabbau von 306 Jobs ein. Betriebsratschef Michael Walczyk, der vor fast 40 Jahren in der Fertigung begonnen hatte, suchte händeringend Lösungen, um möglichst viele KollegInnen zu halten. Immerhin stand ein Großauftrag von mehr als 2.500 Militär-Lkw für die australische Armee im Raum. Zwei Regierungswechsel in Australien verzögerten aber den endgültigen Vertragsabschluss.

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