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Ein armseliger Sieg - Ein Kommentar

Die Abstimmung im Parlament hat der „Cavaliere" noch einmal für sich entscheiden können. Es ist der traurige Sieg eines Schauspielers, der nicht einsehen will, dass der Höhepunkt der Karriere schon längst überschritten wurde. Mit 314 zu 311 Stimmen hat Berlusconi die Vertrauensfrage für sich entschieden.

Die Fassade mag gerettet sein, doch selbst der Koalitionspartner Lega Nord prophezeit der

Regierung nur ein Überleben bis Ostern.


Sein politischer Gegner und ehemaliger Weggefährte Gianfranco Fini hatte mit der

Abspaltung seiner "Futuro e libertà per l'Italia" (FLI - Zukunft und Freiheit für Italien) das

Ende der Ära Berlusconi einleiten wollen. Auf dem Papier sah es gar nicht mal so schlecht

aus, die Oppositionsfraktionen hatten 317 der 630 Abgeordnetenstimmen.


Das Zünglein an der Waage kam aus den Reihen von Berlusconis Gegnern, mit Namen Katja Polidori (FLI), Domenico Scilipoti und Antonio Razzi, zwei Parlamentarier der Partei "Italia dei valori" (IDV - Italien der Werte). Sie stimmten für den 74-jährigen Premier. Die letzteren beiden haben Schulden, weisen aber den Verdacht empört von sich, sie seien gekauft worden.


Seit dem frühen Nachmittag gingen zehntausende Demonstranten auf die Straße, um

deutlich zu zeigen, dass sie ihren Regierungschef satt haben. Leider kam es im Zentrum von

Rom auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Es flogen Steine, Rauchbomben

wurden gezündet, auch Autos gingen in Flammen auf. Die italienischen Zeitungen sprechen

von Straßenkämpfen und „urbaner Guerilla“.


Mit Berlusconi wird es allerdings keine Veränderung geben. Eine Abstimmung, die gegen das eigene Volk und höchstwahrscheinlich mit den Mitteln der Korruption gewonnen wurde, ist keine Basis für ein stabiles Italien.


Es geht weiter mit dem nächsten Akt im Drama Italien. Was wir sehen werden? Einen

Premier, der sich wieder einige Monate vor der Justiz und somit seine Immunität gerettet hat.

Ewig kann die Zukunft Italiens jedoch nicht ignoriert werden. Die jungen Italiener aber

fordern eine Zukunft. Eine Zukunft mit unbefristeten Arbeitsverträgen, Sicherheiten, um

eine Familie gründen zu können.


Wenn nun auch die Bildungsreform zur Abstimmung gebracht wird, bringt sich Italien

wahrscheinlich nicht nur um eine, sondern mindestens zum zwei Generationen. Wer seiner

Jugend Stipendien verweigert und dazu zwingt neben dem Studium schwarz sein Geld zu

verdienen, betreibt Raubbau an der eigenen Basis.


Als Betrüger, Diebe, Hohlköpfe wurde die Regierung vom eigenen Volk beschimpft,

insbesondere von den Studenten in Rom, Mailand und Turin. Sie sind auf die Straße

gegangen, weil sie Berlusconi das Misstrauen von unten aussprechen. Was sie von ihm halten, ist klar. Schade, dass es denjenigen, die es in der Hand hatten, auch nicht wichtig genug war, was das eigene Volk will, sondern die eigene Bereicherung im Vordergrund stand. Berlusconis Sieg ist in Wirklichkeit eine Niederlage für eine so stolze Nation, die besseres verdient hätte.


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Bildquelle: Alessio (flickr.com) unter cc-by-sa

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