Vor 75 Jahren versenkte die britische Luftwaffe die „Cap Arcona" in der Lübecker Bucht. Unter Deck waren Tausende Gefangene aus Konzentrationslagern.
HAMBURG taz | Sam Pivnik hört einen Knall und spürt, wie der Boden unter seinen Füßen bebt. Er fällt hin. Auf allen Vieren kniend merkt er, wie das ganze Schiff zittert. Eine Fensterscheibe zerspringt und Glasscherben fliegen über ihn. Sein Herz klopft bis zum Hals. Das Schiff scheint zu hüpfen. Er versteht nicht, was geschieht.
Gemeinsam mit etwa 4.600 anderen Gefangenen ist Pivnik auf dem Passagierschiff „Cap Arcona" unter Deck eingepfercht. Viele von ihnen sind so abgemagert, dass ihre Körper an Skelette erinnern. An Bord gibt es kaum Proviant. Trinkwasser und Toiletten fehlen.
Wieder kracht es. Holzsplitter fliegen durch die Luft. Schreie hallen durch Gänge und Treppenhäuser. Panik braust durch das Schiff. Dicker, schwarzer Rauch und Hitze kriechen durch die Räume, in die Augen und Nasen der Gefangenen. Langsam begreift Sam Pivnik: Die „Cap Arcona" wird angegriffen. Pivnik sieht, wie sich eine Luke öffnet. Ein Stück grauer Himmel erscheint. Er weiß: Sein Leben hängt davon ab, ob er die Luke zum Deck erreichen kann.
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