52,4 Prozent - so viel Zeit wenden Frauen im Durchschnitt täglich mehr für unbezahlte Care-Arbeit auf als Männer. Also Wäsche waschen, abwaschen, aufräumen, Kinder bespaßen et cetera. Das geht aus Zahlen des Bundesfamilienministeriums hervor. Für viele Frauen ist das nicht nur eine Statistik - sie spüren es jeden Tag. Neben ihrem normalen Voll- oder Teilzeit-Job liegt es zumeist an ihnen, irgendwie den Haushalt zu schmeißen und sich um die Familie zu kümmern.
Die Gründe sind vielseitig: Noch immer verdient der Mann meistens besser und es ergibt finanziell keinen Sinn, dass er kürzertreten sollte, um sich etwa mehr um den Haushalt zu kümmern. Oft aber sind es überholte Rollenmuster, die unterbewusst fortbestehen: Demnach scheinen Frauen mit den Aufgaben des Haushaltes nach wie vor vertrauter, oder Männer haben es nie gelernt oder sehen es nicht als ihre Aufgabe an.
Doch statt Gleichberechtigung zu fordern, fliehen manche Frauen in eine längst vergangene Zeit: die Fünfzigerjahre. Auf TikTok, Instagram und anderen sozialen Netzwerken versehen sie ihre Clips mit dem Hashtag #tradwife, eine Abkürzung für traditional housewife, also „traditionelle Hausfrau" auf Deutsch. Ein Begriff, der bislang eher aus der rechtspopulistischen Szene der Alt-Right-Bewegung in den USA gebräuchlich war. Doch auf TikTok und Co. nutzen immer mehr konservative junge Frauen ebenfalls dieses Etikett.
Mit rund 87 Millionen Aufrufen ist#tradwife auf TikTok zugegebenermaßen noch ein recht kleiner Trend. Zum Vergleich: Der Hashtag #bodypositivity hat auf der Plattform immerhin schon mehr als 29,8 Milliarden Aufrufe. Die Wurzeln des Hashtags #tradwife auf Social Media lassen sich bereits vor gut zwei Jahren ausfindig machen. Damals, vor Beginn der Corona-Pandemie im März 2020, machte unter anderem Comedian Carolin Kebekus in ihrer Show auf die tradwife-Bewegung auf Instagram aufmerksam.
Zu einer der bekanntesten tradwife-Influencerinnen gehört die Britin Alena Kate Pettit. Ihr folgen auf Instagram rund 37.700 Follower - und mit „The Darling Academy" hat sie sogar ein Angebot geschaffen, auf dem andere Frauen nachlesen können, wie sie eine bessere Hausfrau werden können. Ihr Job sei es, „zu Hause zu sein" und sie würde nie erwarten, dass ihr Mann nach einem anstrengenden Arbeitstag auch noch für sie koche, verriet Pettit in einem BBC-Fernsehbeitrag.
Auf TikTok gehört die 24-jährige Estee Williams zu den bekanntesten tradwife-Influencerinnen. In einem Clip auf der Plattform erklärt sie aus ihrer Sicht, was der Begriff bedeutet: „Es ist eine Frau, die sich dafür entschieden hat, ein eher traditionelles Leben zu führen mit ultratraditionellen Geschlechterrollen. Der Mann geht also raus, arbeitet und sorgt für die Familie. Die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, sofern es welche gibt."
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