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Gebratener Igel und Adlerpastete - Fundstücke aus einem Kochbuch aus der Renaissance

Der Name Marx Rumpolt begegnete mir zum ersten Mal im Zusammenhang mit Pastetenkreationen, aus denen Hasen und Hündchen heraus- und über die Tafel hüpften. Ich recherchierte gerade für das große Teubner-Buch Pasteten die bunte Geschichte dieser kulinarischen Gattung und hatte bereits gelernt, dass die inneren Werte einer Pastete nicht zu allen Zeiten entscheidend waren. Vor über 400 Jahren, als Rumpolt den Mainzer Kurfürsten bekochte, ging es eher um den Show-Faktor von Teig und Füllung. In den Küchen der Adelshöfe entstand prächtige Gebäckarchitektur, bemalt und vergoldet und durchaus nicht immer zum Verzehr gedacht. Vor allem dann nicht, wenn in den Teighüllen nach dem Backen lebendige Tiere versteckt wurden wie bei Herrn Rumpolt: „unnd wann mans auff ein Tisch setzt / so ist es ein kurtzweil."

Ein Kochbuchfund

Diese Bemerkung mit ihrem seltsamen, aber wohl zeittypischen Verständnis von Humor klang mir lange im Ohr. Ein Jahr später blieb in einem Antiquariat mein Blick an dem Namen Rumpolt hängen. Aus einem staubigen Regal zog ich eine Faksimile-Ausgabe des Rumpolt'schen Kochbuchs: Ein new Kochbuch / in Druck gegeben / Durch / M. Marxen Rumpolt / Churf. Meintzischen Mundtkoch / 1581 (aktuell erhältlich ist eine Ausgabe aus dem Verlag Georg Olms). Gesehen, gekauft.

Rumpolt schrieb sein Werk auf dem Höhepunkt einer Kochkarriere, die ihn durch diverse Fürstenhöfe Europas geführt hatte. Stolz zählte er auf dem Deckblatt auf, dass er Speisen „auff Teutsche / Ungerische / Hispanische / Italienische vund Frantzösische weiß" zuzubereiten verstand, und dieses Wissen wollte er an den Nachwuchs seines Metiers weitergeben. Um die 2000 Zubereitungsvorschläge enthält das New Kochbuch; keine Rezepte nach heutigem Verständnis, denn es fehlen fast alle Mengen- oder Zeitangaben. Hinzu kommen Betrachtungen zur Haushaltsführung und vierzig Seiten Speisefolgen für Bankette, geordnet nach Stand der bewirteten Personen, vom Kaiser bis zum Bauern.

Die Menagerie in der Küche

Es ist leicht, bei der Lektüre dieses Buchs am Absurden hängen zu bleiben - also, am aus heutiger Sicht Absurden.

(Fortsetzung: Link zum Originalartikel folgen)

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