BR 4 Klassik, 12. Februar 2016, 19:05-20:00 Uhr. - Ein Feature von Ruth Kinet und Ohad Stolarz. - Der Religionsphilosoph Gershom Scholem hat den Begriff von der "jüdisch-deutschen Symphonie" erschaffen und damit all jene intellektuellen und schöpferischen Verbindungen zu benennen versucht, die es vor der Shoah zwischen jüdischen Deutschen und nicht-jüdischen Deutschen in Deutschland gab. Viele jüdische Komponisten schrieben mit an jener Symphonie: Viktor Ullmanns Stimme wurde erstickt, als der Komponist nach zwei Jahren im Ghetto Theresienstadt, in denen er der "jüdisch-deutschen Symphonie" viele kostbare Werke hinzugefügt hatte, im Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Paul Frankenburger aus München, der von 1924 bis 1931 Kapellmeister in Augsburg war, überlebte, weil er schon 1933 nach Palästina auswanderte. Dort nannte er sich Paul Ben-Haim, komponierte aber im Geiste der deutschen Romantik weiter und schrieb die "jüdisch-deutsche Symphonie" weitgehend bruchlos fort. Andere, wie Marc Lavry, der in Riga geboren wurde, aber seine musikalische Ausbildung in Deutschland erhielt und seine Laufbahn als Komponist und Musiker in Deutschland begann, suchten nach ihrer Auswanderung nach Palästina eine neue Klangsprache. Bis heute bewegen sich israelische Komponisten wie Noam Sheriff und Gilad Hochman im Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Bruch mit der deutschen und europäischen Tradition. Entlang dieser biographischen und musikalischen Bruchstellen und Kontinuitätslinien erzählt das Feature die Geschichte der "jüdisch-deutschen Symphonie".
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