Seit einem Jahr ist der Rechte Jair Bolsonaro Brasiliens Präsident. Der Parlamentarier David Miranda ist sein Gegenentwurf. Dafür braucht er Mut.
ls David Miranda auf der Pride-Parade von São Paulo, der größten der Welt, oben auf einem Wagen steht, wirkt er endlich wieder entspannt. Die Regenbogenfahne auf der Wange ist verwischt, der Bart voll Glitzer vom vielen Gedrücktwerden, er tanzt, er lacht, er hüpft. Drei der vier Leibwächter, die den ganzen Tag an ihm klebten und nervös die Menge scannten, sind gar nicht erst mit auf den Wagen gestiegen.
Wie viele Luftküsse braucht ein Mensch, um eine Morddrohung zu vergessen? Wie viele zu Herzchen geformte Hände, um nicht mehr an die homophoben Beschimpfungen zu denken? Wie viele Umarmungen, um zu verdrängen, dass der Staatspräsident höchstpersönlich Verschwörungstheorien über einen verbreitet?