Auslandssemester bedeuten nicht immer nur Spaß, sondern für viele auch absolute Einsamkeit. Was dann?
Marie hatte sich keine Sorgen gemacht, bevor sie nach England flog. Sie hatte ja nach dem Abi ein Jahr als Au-pair dort verbracht,sich schnell eingelebt und Freunde gefunden. Wieso sollte sie drei Jahre später im Auslandssemester Probleme haben? Doch dann kam es anders:
Marie:„Unter den Erasmus-Studenten haben sich schnell Gruppen gebildet. An einem Abend wollten einige Leute aus dem Wohnheim zusammen ausgehen. Ich war wegen eines Anrufs zu spät dran - und dann waren alle weg. Niemand hat geklopft oder mir eine Nachricht geschrieben, als ich nicht am Treffpunkt aufgetaucht bin. Kann passieren, aber ich fand es bezeichnend. Im Laufe der Zeit habe ich mich mit ein paar Leuten zusammengefunden, aus unseren geplanten Reisen wurde aber nie etwas, und ich hatte immer mehr den Eindruck, die interessieren sich gar nicht füreinander. Mit meinen Versuchen, auf eine persönliche Gesprächsebene zu kommen, bin ich gescheitert. Man geht ja mit großen Erwartungen ins Auslandssemester: Man reist die ganze Zeit herum, feiert, macht dies und das. Als sich das nicht erfüllt hat, kam bei mir - obwohl ich rational wusste, dass es nicht stimmt - schnell der Gedanke: Selbst schuld, es liegt an mir."
Auch Charlotte fand nicht so recht Anschluss. Mit 25 war sie älter als die meisten anderen Studierenden im irischen Cork, von Erasmus-Partys hatte sie bald genug, dazu kam noch das karge Wohnheim, in dem die Mitbewohnerinnen ihre Zimmertüren abschlossen.