Meinerzhagen. Qualität hat ihren Preis. Sie kostet Geld. Was für Produkte gilt, gilt auch für Informationen. Das machte Petra Gerster, Nachrichten-Ikone des ZDF auf dem Informationsabend der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen deutlich. „Werden wir richtig informiert?" war ihr Thema am Montagabend, 20.10.2014, in der Stadthalle Meinerzhagen.
Geflecht aus Interessen entwirrenDie Nachrichten-Sprecherin der Heute-Sendung schilderte die Bedingungen und Einflüsse, denen Journalisten sich ausgesetzt sehen. Sie müssen versuchen aus der Informationsflut das herauszufiltern, was relevant ist, müssen versuchen in dem Geflecht aus Interessen, Propaganda, Verfälschung und Verschleierung die Wahrheit herauszufinden. Sie räumte ein, dass Medien macht haben. Die Macht etwa, Themen auf die Tagesordnung zu setzen, Diskussionen anzustoßen. „Berichte haben Folgen", sagte sie - oder eben auch nicht. Trotz intensiver Berichterstattung über die Pannen am Berliner Flughafen werde niemand zur Rechenschaft gezogen. Und: „Medien sind oft schlechter informiert als Sie glauben."
Alle beobachten sich gegenseitigUnter den Leitmedien bilde sich eine Meinung heraus über das, was wichtig ist. Deswegen ähnelten sich in den Nachrichten-Sendungen auch die Top-Themen. Alle beobachten sich gegenseitig. Aber auch Quoten bestimmen als Ausdruck des Zuschauer-Interesses , bestimmen mit, was zum Thema wird. Manchmal müsse auch erst die Zeit reif sein, um etwas zu thematisieren. So habe die Emanzipationsbewegung erst den Weg für bestimmte Themen wie häusliche Gewalt oder Kinderpornografie geebnet. Schließlich werde über soziale Netzwerke mit beeinflusst, welche Themen hochkochen. Durch die Großkonzerne in der digitalen Wirtschaft werde der Orwellsche Überwachungsstaat Realität. „Die Manipulation der Massen wird real", sagt die Nachrichten-Journalistin mit Blick auf die Datensammelwut von Facebook und Co.
Sauber arbeitende Redaktionen werden wichtigerDa der Nachrichtenfluss via Internet immer größer und schneller werde, würden die redaktionelle Arbeit immer wichtiger, um Trash von relevanten Informationen zu unterscheiden. Nachdrücklich warnte Petra Gerster davor zu glauben, dass die Flut der Informationen im Internet auch immer der Wahrheit entspreche. Sie warb für qualitativ hochwertigen Journalismus. Der brauche Zeit, Zeit für Recherche, Zeit für die Überprüfung der Fakten. Das koste Geld. Und dafür sollten die Bürger auch bereit sein zu zahlen. Auch für Online-Dienste, die sie bisher in der Regel kostenlos nutzten. Denn: „Die Qualität unserer Demokratie hängt von den Medien ab."
Category: Allgemein, Blick über den Zaun