Nach seinem Ausflug aufs politische Parkett ist Roland Düringer zurück auf den heimischen Kabarettbühnen. Am 22.01.2020 gastierte er mit seinem neuen Programm Africa Twinis in Himberg (NÖ). Wer sich auf ein Programm ala Benzinbrüder freute, wurde eines Besseren belehrt - Motorradliebhaber Düringer brillierte hingegen mit schauspielerischem Können. In der Pause des Programms stand der 56-Jährige für ein Interview zur Verfügung. Ein Gespräch über die Ur-Dinge des menschlichen Verhaltens, den Schreibprozess für die Africa Twinis und die Situation, wann er sich selbst auf eine einsame Insel verbannen würde.
Roland Düringer: Ich persönlich bekomme eigentlich kaum Rückmeldungen, außer von Freunden, die ich kenne, die in der Vorstellung waren. Nachdem aber immer mehr Menschen zu meinen Abenden kommen, dürfte es unter den Besuchern gute Rückkoppelungen geben - ich vermute auch die sozialen Medien spielen eine wesentliche Rolle.
Roland Düringer: Natürlich, diese darf nicht unterschätzt werden. Vor allem die Möglichkeit, das Erlebte irgendwo hinzuschreiben ist sicher wichtig.
Viele Szene in dem Programm halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. War das eine der Hauptintentionen beim Schreiben des Programms?
Roland Düringer: Egal was man im Leben macht, ob Film oder ein Kabarettprogramm, man spiegelt die Gesellschaft bzw. das, was einfach da ist, wider. Die Ur-Dinge des menschlichen Verhaltens sind immer die gleichen: Angst, Eifersucht, Freude usw. Bei den Africa Twinis geht es im Speziellen um Angst. Es geht um die Angst, einen Schritt zu wagen und dadurch das eigene Fahrwasser zu verlassen. Über seinen Schatten zu springen und endlich was erleben.
Wie kann man sich den Schreibprozess vorstellen, den das Programm durchläuft? Ist die anfängliche Idee im Vordergrund?
Roland Düringer: Es ist bei mir eine sehr rationale Geschichte. Ich frage mich, was habe ich in den letzten Programmen gemacht? Das will ich auf keinen Fall machen. Im jetzigen, konkreten Fall wollte ich auf der Bühne wieder Theater spielen, sprich keinen Dialog mit dem Publikum, sondern mit der vierten Wand spielen. Und mir war klar, dass es eine Geschichte sein soll, die mit meinem Leben auch was zu tun haben sollte. Ich bin jetzt Mitte 50 und gewisse Dinge gehen körperlich einfach nicht mehr. Genauso sind mir nun Dinge bewusst, die ich nie erleben werde - was mir wurscht ist. Da entsteht dann eine Art Torschlusspanik, dass man doch noch etwas erleben möchte. Darum geht es im Wesentlichen. Nachdem ich mich thematisch mit dem Motorradfahren wunderbar identifizieren kann und ich inhaltlich sattelfest bin, war diese Thema naheliegend. Es gibt viele Menschen, die die Strecke Paris-Dakar privat nachfahren, dann soll die Geschichte doch auch um dieses Thema handeln. Dann wird meine Vorgehensweise sehr konstruktiv: Ich weiß, ca. 120 Minuten soll das Programm dauern, länger soll es nicht werden. Dann baue ich mir die Geschichte mit Stichworten auf. Nebenbei versuche ich mir im Alltag Notizen zu machen, wenn mir grad was einfällt. Am Ende schreibe ich die Szenen nieder, die ich so gesammelt habe und versuche eine Geschichte um diese zu bauen. In diesem Fall ist der Schauwert für das Publikum sehr gering, denn außer mir steht niemand auf der Bühne. So mache ich die Flucht nach vorne und führe ein Hörspiel auf. So sind die Afrika Twinis entstanden.
Roland Düringer: Diejenigen, die verstehen, was ich mache, erwarten sich nichts. Denn die wissen, dass es keinen Sinn hat, sich irgendetwas zu erwarten, weil sowieso was anderes kommt. Die anderen, die aus reiner Belustigung und Spontanität kommen, erwarten sich wahrscheinlich den Düringer von früher. Die werden halt enttäuscht, wissen es beim nächsten Besuch besser und werden auch nicht mehr kommen. Aber in der Regel weiß mein Publikum, dass es mit Vorsicht zu genießen ist, was ich mache.
Roland Düringer: Du schaust immer noch gut aus, im Gegensatz zu manch anderen Kollegen (lacht).
3 Fragen zum Abschluss, die mit dem Programm weniger zu tun haben: Angenommen, du hättest im österreichischen Nationalrat die absolute Mehrheit. Welche drei Dinge würden umgesetzt werden?
Roland Düringer: In diesem Fall wäre ich ein Diktator und würde mich generell fragen, wie ich in diese Situation gekommen bin. Als erste Maßnahme würde ich mich deswegen sofort entlassen. Danach wirkliche Demokratie einführen und jene demokratieverweigernden Menschen im Land inkl. dem Diktator, also mir, auf eine einsame Insel sperren. Und diejenigen Menschen, die wirklich demokratisch gestalten wollen, sollen eine neue Gemeinschaft aufbauen, wo alles anders ist.
Gibt es Dinge in deinem Leben Dinge, die du gerade neu lernst?
Roland Düringer: Neu lernen konkret nicht, aber alte Sachen, die ich schon einmal gelernt haben, hole ich wieder hervor. Ich trainiere wieder mehr meinen Körper, also muss ich wieder Übungen neu lernen, die ich schon längst vergessen habe. Ständig neu lerne ich, wie ich mich selbst verbessern kann. Nicht im Sinne von sportlich optimieren, sondern jeden Tag besser und zufriedener mit mir zu werden.
Stell dir vor, auf der Wiener Mariahilferstaße steht eine große Plakatwand, die du am letzten Adventsamstag beschriften darfst. Was würde auf dieser Wand stehen?
Roland Düringer: NIX IS WICHTIG!