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Der Mann, der den Film lebte

Sieht Leonardo DiCaprio nicht wirklich ähnlich: Jordan Belfort, der echte "Wolf Of Wall Street"

Jordan Belfort ist der echte "Wolf der Wall Street". Durch Aktienbetrug wurde er zum Multimillionär. Dann kam der tiefe Fall


Man könnte glauben, dass ein Mann wie Jordan Belfort der Fantasie eines Hollywood-Autors entsprungen sei. Doch den Wolf der Wall Street gibt es wirklich: In den 80er- und 90er-Jahren wurde Belfort durch illegale Geschäfte an der New Yorker Börse zum Millionär - und zu einem der erfolgreichsten Betrüger der letzten Jahrzehnte.


Aufgewachsen als Sohn von Buchhaltern stellte Belfort schon in jungen Jahren fest, dass ehrliche, harte Arbeit nicht immer der Weg zum Erfolg ist. "Es ist einfacher schnell reich zu werden als die Regeln zu befolgen", sagte Belfort vergangenes Jahr der "New York Post". So gründete er in Long Island die Maklerfirma Stratton Oakment und begann mit Penny-Stocks zu handeln: Aktien, deren Wert zu klein ist, um an der Börse notiert zu werden. Diese Aktien verkaufte Stratton Oakment an Menschen, denen ein hoher Gewinn versprochen wurde. Dadurch stieg der Wert der Papiere tatsächlich, und Belfort konnte seine eigenen Anteile teuer verkaufen. Seine Kunden allerdings täuschte er über den Wert der Aktien. So schaffte er es mit 26 Jahren zum Multimillionär.


"Gier ist gut" - dem Motto von Gordon Gekko, dem legendären Protagonisten aus Oliver Stones Film "Wall Street", folgend lebte Belfort auf Kosten seiner Anleger wie ein König: Er umgab sich mit schönen Frauen, fuhr teure Sportwagen und feierte rauschende Feste, die selbst Jay Gatsby zum Erblassen gebracht hätten. Seine Yacht "Nadine", die davor der Modeschöpferin Coco Chanel gehört hatte, versenkte Belfort im Drogenrausch während eines Sturms an der Küste Sardiniens. Er selbst kam mit dem Leben davon.


Dann erwischte es Belfort aber doch: FBI und Justiz wurden auf die illegalen Machenschaften von Stratton Oakment aufmerksam. 1998 schloss die Börsenaufsicht das Unternehmen, das bis dahin 1500 Anleger um insgesamt mehr als 200 Millionen Dollar betrogen hatte. Belfort wurde festgenommen und 2003 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Bei der Urteilsverkündung weinte er angeblich. Nach nur 22 Monaten kam er allerdings wieder frei: Belfort hatte mit dem FBI zusammengearbeitet und so eine Verringerung des Strafmaßes erreicht.


Seine Zeit im Gefängnis nutzte der Gefallene, um sein Leben umzukrempeln: Er schrieb seine Biografie, in der er sich selbst den Namen "Wolf der Wall Street" gab. Das gleichnamige Buch wurde in über 40 Ländern zum Bestseller - also folgte ein zweites: "Die Jagd auf den Wolf der Wall Street" erschien 2011.


Heute versucht Belfort, sich zurück an die Spitze zu kämpfen. Er sei geläutert, sagt er. Auch den Drogen habe er abgeschworen. Zu seinem Glück hat Amerika den einstigen Wolf der Wall Street ohnehin fast vergessen. Seit der Wirtschaftskrise scheinen Investmentbanker als Bösewichte alltäglich geworden zu sein. Fast erwartet man, dass sie ihre Kunden prellen und selbst das große Geld machen.


Belfort distanziert sich heute von krummen Geschäften. Er verdient sein Geld jetzt als Motivationstrainer, veröffentlicht Bücher, CDs und DVDs. Die Hälfte seiner Einnahmen fließen in einen Fonds zur Entschädigung seiner Opfer, so lange, bis eine Summe von 110 Millionen Dollar erreicht ist. Dass Belfort genug in den Fonds einzahlt, wird bezweifelt: Der heute 51-Jährige lebt in einem feudalen Strandhaus und lässt sich von zwei Assistentinnen betreuen.

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