Halloween steht vor der Tür. Der einzige Tag im Jahr, an dem man Horror-Fan sein darf, ohne dafür belächelt zu werden. Am 31. Oktober will sich jeder ein bisschen fürchten.
Wir Freunde des Horrorkinos leben ja in ständiger Angst - davor, dass das Genre noch einmal eine so lange Durststrecke wie in den 90ern erleben könnte. Damals, zur Zeit der "Reservoir Dogs" und "Pulp Fictions", interessierten sich die Zuschauer kaum noch für Übernatürliches. Im Kino regierten sprücheklopfende Gangster. Die stummen Killer der 80er schienen überholt. Nur im postmodern-ironischen Gewand von "Scream" konnte der Slasher-Film die Leute noch ins Kino locken. Erst als 1998 ein japanischer Geisterfilm mit dem Titel "Ring" frische Impulse setzte, blühte das Genre wieder auf. Es entstanden neue Spielarten des Grauens: die mit Handkamera gedrehten Found-Footage-Filme, Gewaltopern wie "Saw", die man später "Torture Porn" nannte und heute als Reaktion auf 9/11 lesen kann.
Seit einiger Zeit aber durchlebt Horror wieder eine Identitätskrise. Die Macher der "Paranormal Activity"-Reihe erwarten, dass sich die Zuschauer vor fliegenden Laken und knallenden Türen fürchten. James Wan beschränkt sich in seinen Spukhaus-Filmen "Insidious" und "The Conjuring" darauf, Klassiker von "Über dem Jenseits" bis "Poltergeist" zu zitieren. Mit "Babadook" und "It Follows" erschienen 2015 zwar auch zwei der innovativsten Horrorfilme der letzten Zeit. An den Kinokassen konnten sie aber nicht überzeugen.
Das Genre ist angeschlagen. Sorgen muss man sich trotzdem nicht. Horror war immer dann am stärksten, wenn die Menschen Krisen zu bewältigen hatten - und davon gibt es heute mehr als genug: Terror, Flüchtlings- und Finanzkrise, die Möglichkeit eines neuen Kalten Krieges. Keine Angst: Die nächste goldene Ära des Horrorkinos steht kurz bevor.