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Diana Kinnert zu Gast in Bremen

Diana Kinnert hat oftmals einen etwas anderen Blickwinkel auf Themen als die meisten in ihrer Partei. Der zeigt sich auch bei einer Podiumsdiskussion der Bremer CDU. (Christina Kuhaupt)

Diana Kinnert trägt langes dunkles Haar, ein offenes, rostfarbenes Cordhemd, darunter ein schwarzes Shirt. Auf dem Kopf ein Hut - er ist ihr Markenzeichen. Den Hang zum Hut entwickelte sie bereits mit elf Jahren durch das Detektivspielen mit ihrem Papa. „Das war so unser Ding: Ich war der Juniordetektiv, und mein Papa musste die Verbrecher einsperren." Inspiriert wurde sie von Sherlock Holmes. „Der hatte eine Schirmmütze, und ich habe dann auch angefangen, Schirmmützen zu tragen. Mit zwölf Jahren trug ich dann Kappen, irgendwann wieder Schirmmützen, und jetzt bin ich beim Hut."

Diana Kinnert gilt als eines der Nachwuchstalente der CDU, bereits mit 17 Jahren ist die Wuppertalerin in die Partei eingetreten. Heute ist sie 28 Jahre alt und hat schon eine politische Karriere hinter sich, die für ihr Alter als ungewöhnlich angesehen werden kann.

Schon mit 24 Jahren arbeitete sie in Berlin im Stab des inzwischen verstorbenen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Peter Hintze. Nach wenigen Monaten leitete sie sein Abgeordnetenbüro. Zudem arbeitete sie in der Parteireform-Kommission „Meine CDU 2017" mit. Seit September 2019 ist sie Mitglied des CDU-Bundesfachausschusses „Gesellschaftlicher Zusammenhalt". In Großbritannien hat sie dabei geholfen, ein Anti-Einsamkeitsministerium einzurichten. Sie kämpft dafür, dass man es sich auch in Deutschland zur Aufgabe macht, Menschen aus der Einsamkeit zu holen.

„Hi, ich bin Diana", stellt sich Kinnert vor. Steifes Gesieze umgeht die Wahl-Berlinerin damit. Sie ist zu Gast in Bremen, die CDU-Bürgerschaftsfraktion hat sie zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Unter dem Motto „Parteien, was geht? Brauchen wir euch eigentlich noch?!" unterhalten sich Diana Kinnert, Wiebke Winter, Vorsitzende der Jungen Union Bremen, Carsten Meyer-Heder, Landesvorsitzender der CDU, und Alexandra Werwath, Landesvorstandssprecherin der Grünen.

Kinnert ist momentan nicht in der Tagespolitik aktiv - und diese Rolle gefällt ihr. „Ich kann mich an Debatten beteiligen, ohne dass ein Fraktionschef sagt, das geht jetzt gegen die Linie. Ich habe das Gefühl, dass ich durch diese Freiheit auch Kapazitäten habe, Debatten aufzugreifen." Die nimmermüde 28-Jährige sitzt in Talkshows, berät Unternehmen und schreibt gerade ein neues Buch. Außerdem betreibt sie eine Innovationsplattform für nachhaltige Technologien. Kinnert skizziert eines der Projekte: Sie hat ein kolumbianisches Start-up, das alte Fischernetze sammelt, an „Peek & Cloppenburg" vermittelt. Seither verkauft der Modekonzern Strumpfhosen aus Fischernetzen.

Grüne Technologien, Demografie und Anti-Einsamkeit sind ihre Herzensthemen. Wenn sie darüber redet, blüht sie auf. Dann fliegen ihre Hände durch die Luft, und die Grübchen in ihren Wangen werden tiefer.

30 Gäste lauschen an diesem Abend der Debatte, die meisten von ihnen sind Mitglieder der CDU oder der Grünen. Kinnert hat bei vielen Themen einen eigenen Blick auf die Welt, sie spricht überlegt, aber etwas sperrig. Ihre Sprache ist trotzdem authentisch. Auch der Stil in ihren Büchern und Gastkommentaren, die sie für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" oder „die Welt" schreibt, ist verschachtelt und hochgestochen: „Es fühlt sich natürlich an. Für mich ist es mehr Arbeit, einfach zu schreiben, auch wenn es auf andere vielleicht gestelzt wirkt", erklärt Kinnert.

Bei der Debatte kommt es auch zu Kontroversen. Etwa beim Thema „feministische CDU" liegen die Meinungen von Wiebke Winter und Kinnert weit auseinander. „Ich halte mich nicht für eine Feministin, da das für mich bedeutet, Frauen über Männer zu stellen", legt Winter vor. Kinnert hingegen bezeichnet sich als Feministin und kontert: „Ich denke, das bedeutet Geschlechtergerechtigkeit."

Kinnert scheint zu visionär für eine konservative Partei, und dennoch ist es die CDU, mit deren Idealen und Grundwerten sich die Politikerin am besten identifizieren kann. „Ich habe immerzu gesagt, dass ich finde, dass konservativ und reaktionär Gegensätze sind", erklärt sie. Dadurch, dass er Stabilität gebe, könne Konservatismus am besten den gesellschaftlichen Frieden sichern. „Das ist der Grund, warum ich konservativ bin - weil ich geordnete Verhältnisse haben will."

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