Techno-Geschichte mit der Detroit-Legende: Von brennenden Lagerhäusern, geliehenen Drum Machines und Musikmachen als Alternative zur Gangkriminalität. Carl Craig und ich haben uns einen Tee über den Dächern Berlins gegönnt.
Nach einem sonntäglichen Gig in der Panorama Bar zeigt sich Carl Craig mit Kopftuch und strahlend weißen Zähnen im exklusiven Soho House Berlin am nächsten Mittag bestens gelaunt. Im Fahrstuhl wird mit attraktiven Frauen geflirtet, bevor wir auf der Dachterrasse neben dem Swimmingpool Tee ordern. Er gibt seiner PR-Begleitung den Tipp, die Kippe einfach beim Rauchen im Mund zu lassen, um Nikotinflecken zu verhindern, und bedauert es beinahe, dass ihm Tabak nicht schmeckt. Craig wirkt verdammt cool, aber sympathisch – der Erfolg ist ihm nicht zu Kopf gestiegen und ironisch nennt er sich “Uncle Craig”.
Entstanden ist “At Les” in einer ganz besonderen Wohnung, die ihm auch den Namen verleiht, wie Craig erzählt: “Meine Freundin Lesley hatte eine Wohnung im achten oder neunten Stock eines Hochhauses in Downtown Detroit. Die Fenster im Wohn- und Schlafzimmer gingen vom Boden bis zur Decke, also riesige Fenster entlang der gesamten Wand. Der Komplex wurde zwar nicht von Mies van der Rohe entworfen, aber er sah so aus. Von ihrer Wohnung hast du das kanadische Windsor, den Detroit River und viele Lagerhäuser gesehen. Ich hatte mein Equipment genau vor den Fenstern aufgebaut und machte Musik, während ich nach draußen guckte und nebenbei der Fernseher lief oder so. Eines Nachts gab es ein Feuer in einer Lagerhalle. Das war wunderschön, ja unglaublich, dieses Ding von acht oder neun Etagen hoch brennen zu sehen. Wenn ich an damals denke, taucht immer diese Erinnerung auf.” [...]
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