Als Musikjournalist freut man sich ja immer sehr, wenn man glaubt, so etwas wie ein neues Pop-Genre entdeckt zu haben. Und besonders glücklich ist man, wenn es dann auch noch perfekt in gegenwärtige Zustände zu passen scheint. Ich präsentiere heute also: Electronic Listening. Also Clubmusik, die keinen unbedingten Tanzdrang auslöst. Oder Wartezimmermusik ohne Belanglosigkeit. Wie gemacht für eine Zeit, in der die Clubs noch immer geschlossen sind und es vorerst auch keine Aussicht darauf gibt, dass sich das so schnell ändert. Während viele Techno-DJs bei ihren nachmittäglichen Webcam-Streaming-Sets weiterhin so tun, als stünden sie gerade um vier Uhr morgens in einem Betonverlies vor 500 schwitzenden Körpern, geht das kleine Kölner Label Kame House einen sofafreundlicheren Weg. Wobei elektronische Musik, der es nicht um alles geht, selbstverständlich nun auch nicht eine komplette Neuerfindung ist, egal, ob man sie nun Ambient, IDM (alias Intelligent Dance Music) oder wie Kame House nun Electronic Listening nennt...
Quentin Lichtblau
München
Column