Bob Dylan greift zur elektrischen Gitarre, Kraftwerk zum Synthesizer, die Sugarhill Gang zum Mikrofon - spricht man von den Wendepunkten im Pop, springt im Kopf sofort die entsprechende Musik an: Die elektrisch verstärkten Riffs auf "Bringing It All Back Home", die synthetischen Flächen auf "Autobahn", oder eben die Zeile "Now, what you hear is not a test / I'm rappin' to the beat" . Und vielleicht fand genau deswegen eine große musikalische Revolution eher unter dem Radar der Pop-Chronisten statt: Die Erfindung von Midi im Jahr 1983.
Im Gegensatz zu E-Gitarren kann man Midi ja auch nicht hören, zumindest nicht als Mensch. Bei Midi - die Abkürzung steht für "Musical Instrument Digital Interface" - handelt es sich um eine digitale Notensprache, die es elektronischen Instrumenten erstmals ermöglichte, nach einem einheitlichen Standard miteinander zu kommunizieren, sich zu synchronisieren und Melodien zu schicken. Anders gesagt: Midi ist Musik in einer Sprache, die Maschinen verstehen konnten. Denn trotz ihrer elektronischen Klangerzeugung waren Synthesizer zunächst rein analoge Instrumente, unfähig zur digitalen Kommunikation mit anderen Geräten. Synthesizer-Entwickler wie der Brite Dave Smith hatten zwar schon Ende der Siebziger begonnen, kleine Chips in ihren Geräten zu verbauen - allerdings kochte im Neuland der elektronischen Musik noch jeder Entwickler sein eigenes Süppchen - und Synthesizer galten weiterhin als kompliziertes Nischen-Produkt für Sound-Tüftler. "In den frühen Achtzigern wurde uns dann klar, dass es ein bisschen dämlich ist, wenn unsere unterschiedlichen Geräte nicht miteinander sprechen können", erzählt Smith heute gegenüber dem Radiosender NPR....