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Die Frau, die für den Truppenabzug nach Polen kämpft

Georgette Mosbacher ist US-Botschafterin in Polen.

Trumps Botschafterin in Warschau kennt hierzulande kaum jemand. Dabei ist Georgette Mosbacher sehr einflussreich. Die gut vernetzte Republikanerin setzt sich mit viel Aufwand für einen Teilabzug der US-Truppen von Deutschland nach Polen ein.

Ein Teilabzug amerikanischer Truppen aus Deutschland: Damit drohte zuletzt Donald Trumps Mann in Berlin, US-Botschafter Richard Grenell. Sollten amerikanische Soldaten tatsächlich die Bundesrepublik verlassen, dann wäre das auch das Verdienst einer Frau, die hierzulande kaum bekannt ist: Georgette Mosbacher ist Botschafterin der Vereinigten Staaten in Warschau und wohl eine der einflussreichsten Figuren in Polen dieser Tage.

Die gut vernetzte Republikanerin setzt sich seit einem Jahr energisch für eine Stationierung von US-Soldaten in Polen ein - und liegt damit voll auf Linie der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Polen sei eine Führungsmacht in der Nato, sagte Mosbacher unlängst und dürfte sich damit noch beliebter gemacht haben in Warschau.

Dabei hatte die 72-jährige Mosbacher nach ihrer Nominierung durch Donald Trump im Februar 2018 zunächst Irritationen im Land ausgelöst. Wurde sie anfangs noch wegen ihrer auffälligen Garderobe und des grellen Make-ups verspottet, hat sie sich inzwischen großen Respekt im Land erworben.

„Anders als Deutschland erfüllt Polen seine Verpflichtung"

Sie vollbringt das diplomatische Kunststück, im Einklang mit den Interessen der nationalkonservativen Regierung zu handeln und gleichzeitig immer wieder als Kritikerin ebendieser aufzutreten. So schafft Mosbacher es, bei der PiS und der Opposition gleichermaßen beliebt zu sein. Mit ihrem Einsatz für eine Stationierung von US-Truppen findet sie in beiden Lagern Anklang.

Im Juni erst hatte Trump dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda zugesagt, 1000 weitere US-Soldaten nach Polen zu verlegen - womöglich aus Deutschland. Mosbacher schrieb dazu auf Twitter: „Im Gegensatz zu Deutschland erfüllt Polen seine Verpflichtung, zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Nato auszugeben." Und weiter: „Gern würden wir in Polen amerikanische Soldaten begrüßen, die noch in Deutschland stationiert sind."

Die unverbrüchliche Partnerschaft mit den USA ist im zerstrittenen Polen eines der letzten Themen, auf das sich Regierung, Opposition und Bevölkerung einigen können. Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland ist in Polen die Angst vor Moskau noch gewachsen.

Trumps Einzug ins Weiße Haus war für Warschau insofern eine gute Nachricht, als dass der US-Präsident in zentralen Fragen polnische Interessen teilt - sei es die Ablehnung des Pipelineprojekts Nord Stream 2 oder eine kritische Haltung in Sachen Migration und Umweltschutz.

Und mit Georgette Mosbacher bekam die PiS eine laute Fürsprecherin für ihre Anliegen. Die Republikanerin hatte vor ihrer Ernennung zur Botschafterin keine diplomatischen Erfahrungen gesammelt, sich aber in ihrer Heimat in verschiedenen Parteiämtern verdient gemacht. Trump dürfte an Mosbacher außerdem gefallen haben, dass sie an ihn selbst erinnert: Die dreifach geschiedene Geschäftsfrau aus Indiana hat ihr Geld damit gemacht, erfolgreich in Kosmetikunternehmen zu investieren.

Anders als ihr Präsident in Washington aber gilt Mosbacher als prinzipienfeste Verteidigerin rechtsstaatlicher Grundwerte wie Medien- und Meinungsfreiheit. Ende 2018 wurde ein Brief öffentlich, den sie an den polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki geschrieben hatte. Darin äußerte die Botschafterin ihre Sorge um die Pressefreiheit im Land.

Die frisch angetretene Regierung hatte schon 2015 damit begonnen, das staatliche Fernsehen TVP zu einem Propagandasender umzubauen. „Ich hoffe, dass Mitglieder Ihrer Regierung es unterlassen werden, Journalisten anzugreifen oder zu verfolgen", schrieb Mosbacher darin. „Unabhängige Journalisten, die öffentliche Interessen artikulieren, stärken unsere Gesellschaften."

Das Schreiben von Mosbacher löste Empörung im polnischen Regierungslager aus. Der Botschafterin wurde vorgeworfen, sich wie eine Vertreterin amerikanischer Wirtschaftsinteressen aufzuführen. Regierungsnahe Journalisten verwiesen in diesem Zusammenhang darauf, dass der Privatsender TVN zum amerikanischen Medienunternehmen Discovery Inc. gehöre.

Die polnische Regierung droht immer wieder damit, private Medienunternehmen zu verstaatlichen. Der Disput konnte offensichtlich hinter verschlossenen Türen beigelegt werden, wenig später zeigte sich Mosbacher wieder mit polnischen Regierungsmitgliedern.

Ihre Sonderstellung dürfte sich nicht zuletzt auch auf besondere Verbindungen gründen, von denen Diplomaten in Warschau raunen. Es heißt, die amerikanische Botschafterin sei neben Premierminister Morawiecki die Einzige, die privilegierten Zugang zur grauen Eminenz der PiS genieße: Parteichef Jaroslaw Kaczynski, der zwar kein Regierungsamt innehat, aber über alle Regierungsentscheidungen mitverfügt.

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