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Licht zur Freude – Licht zum Lernen

Projekt des Monats September 2017 Careum Auditorium - Licht zur Freude und Licht zum Lernen Mit dem Careum Auditorium ist in Zürich ein unterirdisches Gebäude entstanden, dessen Foyer-Beleuchtung von magischer Sogkraft ist. Der Hörsaal hingegen bietet mit einer Vier-Komponenten-Beleuchtung bestes Licht zum Lernen und für unterschiedlichste Veranstaltungen.

Am äußersten Rand des Careum Campus in Zürich setzten bhend.klammer Architekten ihren Entwurf eines unterirdischen Auditoriums um, der mit dem ersten Preis aus einem 2012 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangen war. Das 2016 fertig gestellte Auditorium thematisiert das Gewicht und die Masse des umschließenden Terrains und bringt dies in den einzelnen Räumen unterschiedlich zum Ausdruck. Das attraktive, multiunktionale Gebäude, das nicht nur Lernende bei Veranstaltungen der Careum Gruppe und benachbarter Institutionen im Zürcher Bildungsdistrikt erfreut, wird mit seinem flexiblen Saal und Foyer auch für Ausstellungen und stimmungsvolle Events genutzt. Das unterirdische Gebäude empfängt den Besucher mit einem kleinen Vorhof und einer verglasten, zur Straße ebenerdig gelegenen Eingangsfassade, die von einer breiten Stützmauer aus weißem Sichtbeton flankiert und von einem weit auskragenden Dach aus demselben Baustoff gekrönt wird. Direkt hinter dem Windfang, dem Entrée des Gebäudes, führt eine großzügige Treppe hinab ins Foyer, von dem man raumperspektivisch nur die Rückwand erblickt. Dort fesselt ein linearer Kronleuchter aus eleganten, jeweils von Messingfassungen gehaltenen Glasquadern bereits von außen den Blick. Die gegossenen Quader in zwei unterschiedlichen Längen sind lose in verschiedenen Höhen abgehängt und formulieren damit eine spielerische, einladende Geste. Der Sogwirkung, den Raum zu betreten, kann man sich nicht entziehen.

Es ist aber nicht deren Licht allein, welches das unterhalb der Treppe liegende Raumvolumen so anziehend und geheimnisvoll erstrahlen lässt. Erst beim Herabschreiten gibt der über dem unteren Treppenabschluss befindliche, massive Überzug aus Weißbeton nach und nach die Perspektive des Raumes, der sich in einer Abfolge hoher und niedrigerer Raumteile öffnet, preis. Unten angekommen, lüftet sich sodann auch das Geheimnis seiner Strahlkraft. Ein Oberlicht, das über die gesamte Raumbreite parallel zu dem Überzug positioniert ist, versorgt das Foyer mit Tageslicht. Von verschieden hohen Überzügen geleitet, bildet es sich auf dem dunklen Terrazzo-Boden in hellen und dunkleren Zonen ab und sorgt damit für eine dramatische Inszenierung. Erhöht wird diese mittels besonders kleiner, linearer Downlights, deren warmweißes Kunstlicht einen Gegenpart zu der eher kühlen Farbtemperatur des natürlichen Lichts spielt. Zur Realisierung dieses Effekts führten bhend.klammer Architekten und Reflexion im Tageslicht-Dom des Lichtplanungsbüros eine detaillierte Tageslichtanalyse am Modell durch. Erst diese Maßnahme garantierte eine hundertprozentige Übereinstimmung von Erwartung und Ergebnis. Unterhalb des linearen Kronleuchters an der hinteren Seite des Foyers öffnet sich der große, plan angelegte Hörsaal, der bis zu 500 Personen Platz bietet. Über eine einheitliche Materialwahl erfahren die Räume des Careum Auditorium einen Zusammenhalt. Die tragenden Elemente sind mit großformatiger Schalung in Weißbeton ausgeführt, dessen Oberflächen aufgrund der glatten Schalungsstruktur seidig wirken. Für die raumakustisch wirksame und lüftungsunterstützende Verkleidung der Betonwände im Foyer und der Schiebewände in dem vierfach teilbaren Hörsaal ließen die Architekten additiv zusammenfügbare Holzelemente nach eigenem Entwurf manufakturieren. Aufgrund ihrer reliefartigen Struktur verändert sich ihr Bild mit wechselnder Perspektive. Mal stehen die vertikalen, mal die horizontalen Elemente im Vordergrund. Im Auditorium bildet eine offene Kassettendecke aus weiß lasiertem Holz, welche die Licht- und Audiotechnik aufnimmt, den oberen Raumabschluss, ohne die darüber installierte Haustechnik gänzlich zu kaschieren. Zur Erzielung eines einheitlichen Gestaltungsbildes setzten die Planer ihr Konzept der Grundbeleuchtung mit verspringend angeordneten Micro-Linearleuchten in verschiedenen Abstrahlcharakteristika von Spot über Flood bis zum Wall Washer fort. Das Licht ist angenehm homogen, besonders weich und ausgezeichnet blendungsreduziert und sorgt somit lernunterstützend für hohe Lichtqualität und herausragenden Lichtkomfort. Ergänzend zu der Allgemeinbeleuchtung bestand bereits zu Planungsanfang die Idee einer Tageslichtsimulation. Das Planer-Team entschied sich für dynamisches Indirektlicht, das auf jedem zweiten Träger der Kassettendecke montiert wurde. Mit einer acht-Stufen-Programmierung ahmt es die kühle, neutrale und warme Lichtfarbe des Tagesverlaufs nach und verleiht dem Raum eine helle, freundliche Atmosphäre, welche die Situation tief unter der Erdoberfläche vergessen lässt. Auf den übrigen Deckenträgern wurden Leuchten mit farbigem Licht montiert, die anwendungsbezogen zum Einsatz kommen. Vier zusätzliche Strahler, die sich dezent in den Raum integrieren, beleuchten das Rednerpult. Die Architektur und die Beleuchtung entsprechen den Ansprüchen der Careum Stiftung, deren Gründungszweck sich auf die Förderung der ‚Bildung im Gesundheits- und Sozialwesen durch Innovation und Entwicklung' fokussiert. Denn die enge, vertrauensvolle Kooperation zwischen der Bauherrschaft, den Architekten und den Lichtplanern ließ innovativen Beleuchtungslösungen ebensoviel Raum wie der Entwicklung von Sonderleuchten. Damit konnten in dem multifunktional nutzbaren Careum Auditorium unterschiedlichste Beleuchtungsanforderungen professionell gelöst werden. Auf funktionaler ebenso wie auf ästhetischer Ebene.

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