Zwei unabhängig voneinander forschende Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin und das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin, entwickeln Programme, die selbständig Bilder verwalten. Der Benutzer erspart sich die Verschlagwortung und muss auch bei der späteren Suche keine fest definierten Suchworte eingeben.
Für Profifotografen und fleißig knipsende Hobbyfotografen bedeutet das: Ein Traum wird wahr. Vorbei die Zeit, da man stundenlang Bild für Bild per Hand durch die Zuordnung von Schlagworten beschreiben oder Hunderte von Bildern mehr oder minder sinnvoll in Ordner sortieren muss, um sie überhaupt wieder zu finden. Jetzt naht Software, die diesen Job übernimmt.
Die Ansätze beider Institute unterscheiden sich dabei grundsätzlich. Die Software aceMedia des FIT liegt dabei bisher nur als Prototyp vor und hat bei vielen Bildszenen noch starke Probleme mit der Erkennung. So identifiziert es Landschaftstypen noch nicht zufrieden stellend und hat etwa auch bei Partyszenen seine Probleme.
"Hier steckt die Entwicklung noch in den Kinderschuhen", erklärt die Projektleiterin Barbara Schmidt-Belz. "Da werden die Techniker wohl noch fünf bis zehn Jahre brauchen." Aber immerhin: Das Erkennen von Bildähnlichkeiten soll bereits sehr gut klappen und könnte sich bereits in Programme möglicher Kooperationspartner integrieren lassen. Auf welcher Betriebssystembasis diese arbeiten, sei dabei zweitrangig. Denn aceMedia ist in Java entwickelt und lässt sich auf jedes System portieren.
Die Zukunft der Bildverwaltung
Glänzende Augen dürften Foto-Freunde dagegen bekommen, wenn sie hören, wie sich das FIT das fertige Produkt vorstellt. Der Plan sieht vor, aceMedia plattformübergreifend für PC, Handy und TV-Settop-Boxen zu entwickeln. Die ausgereifte Software soll Bilder nach Personen, Gegenständen und Orten wie Strand, Meer, Berge et cetera durchsuchen. Diese Informationen speichert sie für den Nutzer unsichtbar in Metadaten ab und ermöglicht so eine immer neue Zusammenstellung von Bildern, je nachdem, was man sucht.
Da die Personen dem Programm zu Beginn unbekannt sind, muss der Anwender hier zunächst nachhelfen und den Namen manuell eintragen. Hat die Software eine Person kennen gelernt, was nach drei bis fünf Versuchen der Fall sein sollte, erkennt es diese automatisch. Auch Sprachaufzeichnungen kann die Software analysieren und die gewonnenen Informationen, wie Namen, Orte etc. den Bildern zuordnen. Selbst bei Videos soll aceMedia nicht schlapp machen. Das Programm unterscheidet einzelne Szenen, sucht sich darin sinnvolle Schlüsselbilder heraus und analysiert diese.
Für eine Suche gibt man entweder einen Personen- oder Ortsnamen ein oder verwendet allgemeine Suchbegriffe wie etwa "Berge" oder "Meer"; exakte Suchnamen sind nicht nötig, das Programm fahndet auch nach ähnlich klingenden Worten. Das Suchergebnis erhält man wenige Sekunden später - wenn auch erst in ein paar Jahren: Noch ist das zuverlässig laufende aceMedia vor allem eine verlockende Zukunftsaussicht.
Dass die möglichst schnell Wirklichkeit wird, daran arbeiten außer dem Fraunhofer Institut auch andere Forschungsgruppen und Investoren mit. Neben universitären Forschungsgruppen aus verschiedenen Ländern sind unter anderen auch die Unternehmen Motorola, Belgavox, France Télécom, Philips Electronics und Telefónica bei der AceMedia.org mit an Bord.
Die kleine Lösung gibt es bereits: Pocket PC Photobrowser
Deutlich weiter ist man da beim Heinrich-Hertz-Institut. Dort entwickelt man den Pocket PC Photobrowser, der zurzeit ausschließlich auf PDA mit Windows-Mobile-2005-Betriebssystemen läuft und schon marktreif ist. Das liegt vermutlich an den weniger hohen Zielen: Der Photobrowser erkennt nämlich weder Personen noch Gegenstände. Er untersucht die Bilder nach Farbverteilung und markanten Linien. Für ihn sind somit Strand, Berge und Meer kein Problem. Die findet er in wenigen Sekunden. Die Oma oder die Freundin findet er dagegen gar nicht oder nur per Zufall.
Trotz der im Vergleich zum PC niedrigeren Rechenleistung soll ein Taschencomputer nur wenige Sekunden für die Suche nach Bildern benötigen. Der Grund: Die in den Metadaten abgespeicherten Informationen werden sehr knapp gehalten. Dafür sucht man eines oder mehrere Bilder aus und vergibt den Auftrag, nach ähnlichen Fotos zu suchen.
Etwas länger dauert die Analyse, bei der man etwa eine Sekunde pro Bild rechnen muss. Dass das zwar nach wenig klingt aber gar nicht wenig ist, verdeutlicht ein Beispiel: So benötigt der Pocket PC für eine Bilddatenbank mit 3500 Bildern eine knappe Stunde. Immerhin: Die Analyse kann im Hintergrund stattfinden.
Bisher läuft der Photobrowser nur auf Pocket PCs. Allerdings räumt Projektleiter Thomas Meiers ein, man habe das System bewusst modular aufgebaut, so dass es sich leicht auf andere Geräte, etwa einen PC, portieren ließe. Pläne dazu existieren aber bisher nicht.
Auch wenn beide Suchprogramme noch nicht auf dem Markt sind, haben Besucher der Cebit die Möglichkeit, diese in Halle 9, am Stand B36 selbst auszuprobieren und den Entwicklern vor Ort Fragen zu stellen.
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