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"Wissenschaft ist mein Ding" - Jobben als studentische Hilfskraft

Alle Lehrbücher im Blick - als studentische Hilfskraft wie Jakob Kemper muss man sich mit der Literatur für ein Seminar auskennen. Bild: Judith Michaelis, dpa

Literatur heraussuchen, Veranstaltungen vorbereiten: Als studentische Hilfskraft kann man an der Uni erste Erfahrungen im Hochschulbetrieb sammeln.

Aktuell arbeiten so viele Studierende wie noch nie neben dem Studium: 68 Prozent verdienen sich nach Angaben des Deutschen Studentenwerks etwas zum Lebensunterhalt dazu. Ein Drittel von ihnen arbeitet direkt an der Uni. 

Jakob Kemper studiert im achten Bachelor-Semester Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen - und hat gleich zwei Jobs als studentische Hilfskraft. Er arbeitet an seiner Uni am Lehrstuhl für empirische Politikwissenschaft und außerdem an der NRW School of Governance. 

Zu seinen Aufgaben gehört es, Daten zu recherchieren oder bei Veranstaltungen wie Gastvorlesungen zu helfen. Außerdem betreut er gemeinsam mit anderen Hilfskräften die Social-Media-Kanäle des Lehrstuhls. In der Klausurenphase führt er Aufsicht und unterstützt Dozenten beim Korrigieren. "Die Aufgaben sind wirklich sehr vielfältig und interessant", meint Jakob Kemper und lacht: "Kaffee kochen musste ich erst ein oder zwei Mal." 

Die Stelle an der Uni hatte Kemper bekommen, weil sein Professor ihn nach einer sehr gelungenen Klausur ansprach, ob er als Tutor arbeiten möchte. "Das habe ich dann drei Semester lang gemacht und anschließend als studentische Hilfskraft bei ihm angefangen." Die Tätigkeit an der NRW School of Governance ergab sich ebenfalls über den direkten Kontakt: "Ein Dozent hat im Seminar gesagt, dass er Bedarf hat - und dann habe ich mich einfach beworben." 

In der Arbeit als studentische Hilfskraft sieht er nur Vorteile: "Man lernt den Wissenschaftsbetrieb kennen und bekommt einen Blick hinter die Kulissen." Außerdem lerne man viele Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter kennen - das helfe einem auch im Studium. "Man baut Scheu ab und traut sich in Veranstaltungen eher, auch mal etwas zu fragen." 

Unterschieden wird zwischen studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften

Jobs für studentische Hilfskräfte gibt es in der Regel sowohl direkt an den Fakultäten als auch in anderen Hochschul-Einrichtungen wie zum Beispiel der Bibliothek oder der Kommunikation. 

An einen Job können Studierende auf verschiedenen Wegen kommen, sagt Ruth Girmes vom Career Center der Universität Duisburg-Essen. "Manche Professoren gehen auf Studierende zu, wenn sie sehen, dass die sich wacker schlagen. Aber Studierende können auch selber den Dozenten ansprechen." Außerdem seien alle Stellen öffentlich ausgeschrieben - zum Beispiel in der Jobbörse der Uni oder direkt am schwarzen Brett der Fakultät. Da Studierende für den Job fachliche Grundkenntnisse benötigen, sei eine Bewerbung allerdings meist erst ab dem dritten Semester sinnvoll. 

Unterschieden wird bei den Studentenjobs an der Hochschule zwischen studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften. Als studentische Hilfskraft kann man bereits während des Bachelors arbeiten. Zu den Aufgaben zählen dann veranstaltungsbegleitende Aufgaben: beispielsweise Material heraussuchen und auf Lernplattformen stellen oder Tutorien abhalten. Als wissenschaftliche Hilfskräfte können dagegen Studierende arbeiten, die bereits einen Bachelor in der Tasche haben: Dann sind die Anforderungen entsprechend höher. Wer beispielsweise im Labor arbeitet, darf nach Anleitung Versuchsreihen durchführen. 

"Natürlich ist dann der Verdienst auch höher", sagt Ruth Girmes. Wie Aufgaben und Vergütung im Einzelfall geregelt sind, steht im Landeshochschulgesetz. Je nach Bundesland können sich Unterschiede ergeben. Im schlechtesten Fall bekommen studentische Hilfskräfte gerade so den Mindestlohn, manchmal werden sie auch etwas besser bezahlt. An der Uni Duisburg-Essen bekommt Jakob Kemper 10,50 Euro pro Stunde. 

Der Job kann Sprungbrett für wissenschaftliche Karriere sein

Insgesamt dürfen studentische Hilfskräfte im Semester nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten - sonst verlieren sie ihren Status als Vollzeit-Student. Auf das Bafög angerechnet wird das Einkommen nur, wenn Studierende mehr als 450 Euro monatlich verdienen. Allerdings sind Studierende bei einem Job als Hilfskraft versicherungspflichtig, wenn sie bestimmte Einkommensgrenzen überschreiten. So müssen sie sich beispielsweise selbst krankenversichern, wenn sie pro Monat mehr als 435 Euro oder 450 Euro bei geringfügiger Beschäftigung verdienen. 

Wer später in der Wissenschaft arbeiten möchte, fährt mit einem Job als studentische Hilfskraft richtig. "Das ist der Einstieg in eine klassische akademische Karriere", sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Und auch für das Studium lohnt sich der direkte Kontakt zu Professoren und anderen Dozenten: Jakob Kemper schreibt aktuell seine Bachelorarbeit - und zwar bei dem Professor, für den er auch arbeitet. In Zukunft möchte er weiterhin im Wissenschaftsbetrieb tätig sein. Denn sein Job als Hilfskraft hat ihm gezeigt: "Wissenschaft ist mein Ding." 


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