Seit einem Jahr gibt es in Deutschland die "Querdenken"-Bewegung gegen Corona-Maßnahmen. Und dort herrscht eine zunehmend aggressive Stimmung gegen Medienschaffende: Auf den Demonstrationen werden immer wieder Journalist*innen angegriffen. Anfang April mussten der ARD-Reporter Thomas Denzel und sein Team ihre Live-Schalte auf einer "Querdenken"-Demo in Stuttgart abbrechen, nachdem sie erst niedergebrüllt und dann mit einem Gegenstand, vermutlich einem Stein, beworfen wurden. Solche Vorfälle sind keine Einzelfälle: Das European Centre for Press Freedom zählt seit 2015 tätliche Angriffe auf Journalist*innen in Deutschland. Im Jahr 2020 gab es 69, so viele wie nie zuvor. Mehr als 70 Prozent davon passierten auf pandemiebezogenen Demos - diese sind demnach der aktuell gefährlichste Arbeitsplatz für Journalist*innen.
Der Sozialwissenschaftler Sebastian Koos hat Demonstrierende befragt und stellt eine Radikalisierung fest: Auch eher bürgerliche Teilnehmende gehen immer gewalttätiger gegen Journalist*innen vor. "Es wird ein Feindbild entwickelt und alles undifferenziert in einen Topf gepackt: die Regierung, die Medien. Und dieses Feindbild, das findet eben in Journalisten ein leichtes Opfer. Journalisten sind bei den Demonstrationen vielfach vor Ort. Sie sind nicht geschützt, sie können sich häufig selbst schlecht schützen."
ZAPP Autor Nils Altland hat erneut eine „Querdenken“-Demo besucht und bestätigt: Die Stimmung ist gegenüber Journalist*innen aggressiver geworden. Aber was sind das für Leute, die da gewalttätig werden und was bedeutet die Entwicklung für Reporter*innen?