Es ist ein beschaulicher Sonntag, der 24. März 2019. Das Wetter im thüringischen Wutha-Farnroda (Wartburgkreis) ist frühlingshaft-frisch, hin und wieder blitzt die Sonne durch die graue Wolkendecke.
Im Ortsteil Schönau wird die Sonntagsruhe jedoch jäh gestört, als ein Ehemann in der Deubacher Straße an den Briefkasten geht, ihn öffnet und ihm ein blauer Luftballon entgegen fällt. Gefüllt mit einem weißen Pulver, löst der Ballon ein unbehagliches Gefühl aus. Weder er noch seine Frau wissen, um was für eine Substanz es sich handelt. Immer wieder wird in den Medien von ähnlichen Funden in Behörden und Verwaltungsstellen berichtet, immer wieder werden diese geräumt und der Stoff wird auf ihre Gefahr hin untersucht.
Für den Betroffenen ein Anlass, gegen 11.40 Uhr den Polizeinotruf zu wählen. Wenig später trifft eine Streifenwagenbesatzung der zuständigen Polizeiinspektion (PI) Eisenach ein. Das Vorgehen erfolgt nach einer gewissen Routine, wie die zuständige Polizeisprecherin Alexandra Hoodt im Gespräch mit dem Feuerwehrmagazin erklärt: „Die Kollegen nehmen zunächst den Briefkasten und die Substanz in Augenschein und befragen die Betroffenen. Dabei wird geprüft, ob es sich bei der Substanz um Sprengmittel oder gesundheitsgefährdende Stoffe handeln könnte. Erst danach werden weitere Schritte eingeleitet.“ Nach Rücksprache mit der koordinierenden Landeseinsatzzentrale (LEZ) der Polizei, wird auch die gemeinsame Rettungsleitstelle der kreisfreien Stadt Eisenach und des Wartburgkreises über den Pulverfund informiert.
Austritt von ABC-Stoffen
12.38 Uhr fordert der Disponent den zuständigen Ortsbrandmeister (OBM) Sandro Hedrich in die Deubacher Straße nach. Zusammen mit Stellvertreter Martin Thiele fährt Hedrich unter Nutzung von Sonder- und Wegerechten im Kommandowagen (KdoW) an. Von unterwegs aus lässt er über die Leitstelle auch den CBRN-Erkundungskraftwagen (CBRN-ErkKW) der Eisenacher Berufsfeuerwehr anfordern. Eine gemeinsame Lageerkundung durch die Besatzung des ErkKW, die Beamten der Polizei und den Ortsbrandmeister ergibt die aktuelle Zuständigkeit. „Wir haben die beiden Beamten zunächst darauf aufmerksam gemacht, dass es sich nach unserer Einschätzung um eine polizeiliche Lage handelt, bei der wir lediglich Amtshilfe leisten“, sagt Sandro Hedrich, der im fortan als Einsatzleiter fungiert.
Auf Grundlage des offiziellen Amtshilfeersuchens der Polizei informiert Hedrich den Einsatzleitdienst (ELD) des Landratsamtes Wartburgkreis und lässt die vier Feuerwehren der Gemeinde Wutha-Farnroda unter dem Stichwort „H-GG3 – Austritt von ABC-Stoffen“ alarmieren.
Mehr im Feuerwehrmagazin 5/2020
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