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Jüngster Metallbaumeister von NRW: Keine Zeit für Brückentage

Was treibt junge Menschen an, das zu tun, was andere selbst im hohen Alter nicht wagen: den Schritt in die Selbstständigkeit? Bennet Maiwald, einer der jüngsten Metallbaumeister in Nordrhein-Westfalen, im Porträt.

Es ist Freitagmorgen, Bennet Maiwald schweißt zwei Stahlrohre zusammen, die Funken sprühen. Auf dem Gewerbegelände in Mülheim an der Ruhr geht es ansonsten gemächlich zu. Gestern war Feiertag, viele Handwerker sind im verlängerten Wochenende. Maiwald und seine Kollegen hingegen schuften schon seit sieben Uhr früh in der Werkstatt. Erst vor einem knappen Jahr hat der 23-Jährige seinen Handwerksbetrieb „Das Metallwerk" eröffnet. Doch schon jetzt liefern die Metallbauer zehn bis 20 maßgefertigte Treppen, Türen, Fenster, Geländer, Balkone oder Vordächer pro Monat aus. „Da bleibt keine Zeit für Brückentage", sagt Maiwald.

Fünf Meter Länge, zwei Meter Breite und viereinhalb Tonnen Gewicht misst sein neustes Werk: ein Balkon. Dafür hat der Metallbaumeister mehrere Monate lang Stahlrohre auf die passende Länge gesägt und montiert jetzt Steinplatten darauf. Stimmen Zeichnung und Berechnung, wird ein Kran die Konstruktion bald an einen Altbau in Dortmund heben. 40.000 Euro kostet der Balkon - der bislang größte Auftrag für den Betrieb.

Arbeiten nach der Stechuhr? Nicht sein Ding.

Hätte sich der Jungunternehmer vor zweieinhalb Jahren nicht die Schulter ausgekugelt, gäbe es „Das Metallwerk" womöglich gar nicht. Damals war Maiwald Metallbaugeselle in einer Firma in Recklinghausen, die sein Stiefvater als Geschäftsführer leitete. Er hatte Spaß an seinem Handwerk. Trotzdem fragte er sich, ob er das sein Leben lang so machen könnte. Jeden Tag genau acht Stunden für einen Betrieb und auf Anweisung schuften, das war nicht sein Ding. Wie viele junge Handwerker wäre er gern sein eigener Chef gewesen.

Nachdem sich Maiwald beim Footballtraining die Schulter verletzt hatte - mit seinen fast zwei Meter Körpergröße und dem breiten Rücken ist er eigentlich wie gemacht für den Sport - kam er im Krankenbett ins Grübeln. Als ihm sein Stiefvater Joachim Sommaro dann seine alten Bücher vom Meisterlehrgang brachte, stand die Entscheidung schnell fest: Maiwald würde gar nicht mehr zurück in den Betrieb kommen.

„Anfangs war das Träumerei"

Stattdessen schrieb er sich in Dortmund für die Meisterschulung ein und schmiedete Pläne für eine eigene Firma. „Anfangs war das Träumerei", sagt Maiwald, „nach dem Motto: ‚Ich mach mich einfach mal selbständig'." Doch während der elf Monate Meisterausbildung lernte er viel, besonders von seinen oft doppelt so alten Klassenkameraden. „Das war handwerklich schon beeindruckend", erinnert sich der gebürtige Gelsenkirchener. Schließlich fasste er mit seinem 55-jährigen Stiefvater, ebenfalls Metallbauer, den Entschluss: Sie wollten ihr eigenes Unternehmen aufmachen.

Drei Monate lang arbeitete Maiwald am Businessplan, beantragte bei der Sparkasse einen Kredit über 100.000 Euro und bei der Agentur für Arbeit den Gründerzuschuss. Im Juli 2013 mieteten die Unternehmer eine Montagehalle, kauften einen Transporter, einen Gabelstapler, Schweißgeräte und Bohrmaschinen, das meiste gebraucht. „Für den Anfang reicht das", findet Maiwald.

Erste Aufträge durch klassische Werbebroschüren

Die beiden Unternehmer schickten Werbebroschüren an mehr als 300 Architekten. Ein halbes Dutzend meldete sich mit Aufträgen zurück und empfahl das junge Unternehmen weiter - durchschnittlich kommen 500 bis 2000 Euro pro Auftrag in die Kasse. Auch die guten Kontakte von Stiefvater und Kompagnon Sommaro zahlten sich aus. Mittlerweile läuft das Geschäft so gut, dass Maiwald das Umsatzziel im Businessplan für das erste Jahr von 270.000 auf 380.000 Euro heraufsetzen konnte. „Das ist noch nicht die ganz dicke Kohle", gibt der Handwerker zu. Aber momentan sei es wichtiger, die Kunden zufrieden zu stellen und Das Metallwerk bekannt zu machen.

Ein Auszubildender, ein Geselle und zwei Praktikanten packen inzwischen in der Werkstatt mit an. Dass der Chef jünger als manche seiner Angestellten ist, führt in seinem Unternehmen aber nicht zu Problemen. Sie seien wie eine kleine Familie, in der man über alles redet, sagt Maiwald. Und auch die Kunden stören sich nicht an der Jugend des Metallbaumeisters: „Die bewundern mich mehr, als dass sie auf mich herunterschauen."

Papierkram am Wochenende

So ähnlich klingt es auch wenn Sommaro, der Maiwald in jungen Jahren für den Beruf begeisterte, über seinen Geschäftspartner und Stiefsohn spricht: Der 23-Jährige sei ein Naturtalent im Handwerk wie auch als Unternehmer. Wie man Akquise macht und im Kundengespräch einen guten Eindruck vermittelt, lernte er innerhalb weniger Wochen. „Er hängt sich bei der Arbeit aber auch voll rein und nimmt enorme Abstriche in Kauf", sagt Sommaro. Die beiden verbringen bis zu zwölf Stunden täglich in der Werkstatt und kümmern sich nach Feierabend und am Wochenende um den Papierkram. „Ich bin sowieso nicht der Typ, der in die Disko muss", sagt Maiwald. Und wenn er einmal freie Zeit findet, geht er lieber ins Fitnessstudio oder wirft seinen Grill an.

Der Balkonanbau in Dortmund soll jedenfalls nicht der letzte Großauftrag sein. Die Unternehmer wollen mit „Das Metallwerk" weiter wachsen und suchen bereits nach einem zweiten Gesellen. Einer, der Erfahrung mitbringt, der wieder älter sein wird als Maiwald. „Aber das bin ich ja mittlerweile gewohnt."

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