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Band der Woche - IROCC

Bild: Darklight Pictures


IROCC, mit bürgerlichem Namen Leon List, ist schon lange in der DJ- und Hip-Hop-Kultur Münchens verwurzelt. Nun hat er "Minerals" veröffentlicht, sein erstes Album: 24 Tracks über 24 Mineralien

Von Ornella Cosenza



Die Stimme eines Mannes, der etwas über Mineralien erklärt, ist zu hören. Klingt fast wie aus einem alten Film und aus einer anderen Zeit, wenn er sagt: "Minerals are familiar to all of you" - dann setzt der Beat ein und spätestens jetzt merkt man, dass man nicht irgendwo in den Fünfzigerjahren ist, sondern im Jahr 2020. 

So beginnt der Track "Wavellite" auf dem Album "Minerals" von IROCC, mit bürgerlichem Namen Leon List. Er bastelt nicht nur Beats mit der MPC, sondern tritt mit seiner Münchner Crew Greenery Force auch live auf oder ist als DJ und Produzent aktiv. "Minerals", das im Oktober erschienen ist, ist sein erstes Album.


Leon List, 27, ist schon lange in der DJ- und Hip-Hop-Kultur Münchens verwurzelt - und seit 2014 kennt man ihn auch in Brasilien. Bei einem Aufenthalt in Südamerika hat Leon die dortige Hip-Hop-Community kennengelernt und Kontakte zu brasilianischen Künstlern geknüpft, mit denen er auch weiterhin kreativ zusammenarbeitet. 

So auch im Sommer, als er auf seinem Instagram-Profil immer wieder Videos von Online-Sessions hochgeladen hatte, in denen er seine Beats mit dem Gesang oder den Instrumenten anderer Künstler über Grenzen hinweg verschmelzen ließ. 

Zwei Jahre lang hat er an "Minerals" gearbeitet, das aus selbstproduzierten Beats besteht. Jeder der 24 Instrumental-Tracks ist nach einem Mineral benannt. "Mineralien haben mich als Kind fasziniert, mein Vater hat mich immer zu den Mineralientagen auf dem Messegelände in München-Riem mitgenommen", sagt Leon. So klingen also Minerale für den 27-Jährigen: Ein Mix aus Boombap, Lofi und Funk, sowie alten Einspielern und Samplern

Zur Musik ist Leon über das Tanzen gekommen. "Bei den Breakdance-Veranstaltungen, auf denen ich war, gab es natürlich immer DJs. Die haben mich damals schon fasziniert. Irgendwann dachte ich mir: Das will ich auch machen", sagt Leon. Heute hat er die Seiten gewechselt - er steht hinter dem Pult, statt auf der Tanzfläche. Übt keine Breakdancemoves mehr, sondern bastelt Beats. Musikalisch geprägt haben ihn dabei unter anderem J Dilla, Pete Rock, DJ Premier und der kanadische Künstler Elaquent - sie alle arbeiten ebenfalls mit MPC.


Die MPC wird seit Ende der Achtzigerjahre nicht nur, aber hauptsächlich im Hip-Hop verwendet - auch heute noch von jüngeren Beat-Künstlern und Künstlerinnen. Erst kürzlich konnte man Packed Rich beim "Sound Of Munich Now 2020" mit MPC auf der Bühne sehen. Er ist außerdem, neben Cap Kendricks, C-Ras und L One, einer von mehreren Gästen, mit denen Leon sich für sein Album zusammengetan hat.


Gesteine bilden sich durch geologische Prozesse, über Tausende Jahre hinweg. "Minerals" vereint beides: alt und neu - und Leon schleift mit seinen Beats seine eigenen, musikalischen Kristalle. Dabei geht er intuitiv vor: "Ich spiele sehr viel natürlich ein, wenn ich dann doch noch Fehler entdecke, lasse ich das manchmal bewusst stehen. Das hat eine ganz eigene Schönheit", sagt er. Mineralien sind eben nicht komplett symmetrisch, sie haben Ecken und Kanten.

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