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Chancenlose Kandidaten: Ralph Nader und Co.

Ein ehemaliger Wrestling-Star, ein selbst ernannter Nazi, ein Performance-Künstler, Politiker aus der zweiten Reihe. Das sind die teils skurrilen Kandidaten, die neben Barack Obama (Demokraten) und John McCain (Republikaner) bei der US- Präsidentschaftswahl am 4. November antreten. Elf Außenseiter kämpfen um das Weiße Haus - den Hauch einer Chance hat keiner von ihnen. Doch bei vergangenen Wahlen wurde ein unbedeutender Konkurrent schon mal zum Spielverderber für einen Großen. Wie der Verbraucher- und Umweltschützer Ralph Nader etwa, der bei der Wahl 2000 für Aufregung sorgte. Und der auch in diesem Jahr wieder mitmischt. Jonathon Sharkey trägt den Spitznamen "Der Aufspießer". Er vertritt die Partei der Vampire, Hexen und Heiden, ist Wrestler, Boxer und Satanist. Der selbst ernannte Nazi John Taylor Bowles (unabhängig) fordert mit düsteren Parolen die "Rasse-Reinheit" in den USA. Performance-Künstler Frank Moore möchte Marihuana legalisieren. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist eben alles möglich, auch bei einer Präsidentschaftswahl. Nur wenige Voraussetzungen Wer sich als Kandidat aufstellen lassen möchte, hat laut US-Verfassung nur wenige Voraussetzungen zu erfüllen. Er muss in den USA geboren und mindestens 35 Jahre alt sein, außerdem seit 14 Jahren in den Vereinigten Staaten wohnen. Ralph Nader (74) ist der wohl bekannteste Kopf auf der Liste der Außenseiter 2008. Er ist kein unbeschriebenes Blatt auf der politischen Bühne und tritt bereits zum vierten Mal als Präsidentschaftskandidat an. "Dissens ist die Mutter von Zustimmung. Und das ist der Grund, warum ich mich um das Präsidentenamt bewerbe", hatte Nader im US-Fernsehen seine Antrittsmotivation kundgetan. Viele halten den unabhängigen Querkopf schlichtweg für starrsinnig. Doch bei der Wahl 2000 wählten ihn fast drei Millionen Menschen. Damit wurde seine Kandidatur zum "Zünglein an der Waage" und kostete den Demokraten Al Gore wichtige Wählerstimmen. Noch heute nähmen ihm das Demokraten landesweit übel, schrieb die "New York Times". Mehr als eine Statistenrolle Naders Beispiel ist kein Einzelfall. Ross Perot (unabhängig) konnte sich bei der Wahl 1992 mit liberalen Positionen und einem publikumswirksamen Auftreten gegen seine großen Rivalen Bill Clinton (Demokraten) und George Bush senior (Republikaner) behaupten. Er erhielt am Ende knapp 19 Prozent der Stimmen - und war damit der stärkste Kandidat einer Drittpartei seit 80 Jahren. Mehr als eine Statistenrolle zu spielen wird auch dem Kandidaten der Libertären Partei, Bob Barr, zugetraut. Der ehemalige Anwalt trat 1997 ins nationale Rampenlicht, als er, damals noch als Republikaner, lautstark ein Amtsenthebungsverfahren gegen den amtierenden Präsidenten Bill Clinton forderte, wegen dessen Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky. Auch wenn sich Barr medienwirksam in Talkshows ereiferte, verhalf ihm die Rolle des nationalen Moralapostels nicht zum politischen Durchbruch. Dennoch: Die Aufstellung des als sehr konservativ geltenden 59-Jährigen sorgt in republikanischen Kreisen für Unruhe. Ein ganzer "Chor" von Republikanern habe sich gegen die Kandidatur Barrs erhoben und ihn vehement gebeten, nicht anzutreten, berichtete die "New York Times". Die Sorge der Konservativen: Barr könne McCain im ohnehin schon knappen Gefecht gegen Obama Stimmen abnehmen.


Quelle: n-tv.de, Nora Schmitt-Sausen, dpa


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