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„Endlich wieder zusammen"

Graffiti am Bauspielplatz Friedenspark (Bild: Nora Koldehoff)

Seit Mitte Mai dürfen auch die Jugendzentren wieder öffnen. Allerdings unter Auflagen und mit Regeln, die immer wieder aktualisiert werden, je nachdem, wie sich die Coronaschutzverordnungen von Stadt und Land entwickeln.

Während der Zeit, in der alle Einrichtungen geschlossen waren, haben die MitarbeiterInnen die digitalen Angebote und Kontaktmöglichkeiten ausgebaut - und die sollen in den meisten Fällen vorerst und nach Möglichkeit auch begleitend weiter betrieben werden.

Die Umsetzungen der analogen Öffnungen sind in den Jugendeinrichtungen hier im Süden überall ähnlich, sehen aber in den konkreten Fällen doch unterschiedlich aus - je nach räumlichen Voraussetzungen und Zielgruppen. Die einschneidendste Gemeinsamkeit ist dabei, dass der ganz offene Charakter vorläufig noch wegfallen muss, auch wenn er zum originären Konzept gehört. In allen Einrichtungen müssen für die Wahrung von Mindestabständen auf die Personenzahlen geachtet, Namen und Telefonnummern erfasst und in den Innenräumen Mund-Nasen-Schutze getragen werden.

Einrichtungen der Jugendzentren Köln gGmbH Bauspielplatz Friedenspark

Solange es nicht möglich war, die Kinder und Jugendlichen persönlich zu sehen, hatte das Team des „Bauis" Telefonsprechstunden angeboten, Kontakt über Instagram gehalten und sich am digitalen Jugendzentrum beteiligt. Mit den ersten Lockerungen kam eine Spiele-Ausleihe hinzu, bei der kontaktlos Gesellschaftsspiele und auch Spiele für die Playstation ausgeliehen werden können.

Außerdem haben die Mitarbeiter*innen während der Schließungszeit den großen Bau-Platz samt Feuerhütte auf Vordermann gebracht. Und der wird jetzt auch wieder von den Besucher*innen genutzt:

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Der Baui hat auch eine Übermittagsgruppe mit Hausaufgabenbetreuung. Auch die hat wieder geöffnet, wenn auch noch in abgespeckter Form und nur nach Anmeldung. Anstelle des gemeinsamen Mittagessens gibt es Lunchpakete und die Hausaufgaben werden an Einzeltischen in der großen Halle gemacht. Auch hier ist die Gruppengröße eingeschränkt. In den Innenräumen muss eine Maske getragen werden.

„Das Angebot wird ganz gut angenommen", sagt Sozialpädagogin Marietheres Waschk. „Man merkt, dass die Kinder schon mit den Füßen gescharrt haben, dass sie endlich wieder auf den Platz dürfen. Der erste Zeitraum ist immer sehr schnell voll, schon durch die Kinder aus der Übermittagsgruppe. Es kommt auch vor, dass Kinder aus der ersten Gruppe sich gleich wieder für die zweite einreihen, aber das geht natürlich nur, wenn nicht so viel los ist."


Die Einrichtung OT Rheinstein weist auf ihrer Facebookseite darauf hin, dass die Tür derzeit leider eben nicht offen stehen kann. Weil es kein Außengelände gibt und die Räumlichkeiten begrenzt sind, geht hier der Betrieb sehr vorsichtig wieder los. „Angefangen haben wir mit einer kleinen Hausaufgabengruppe", erzählt Einrichtungs-Leitung Stephanie Dornheck Busscher. „So etwas hatten wir ursprünglich gar nicht, weil durch den offenen Ganztag in den Schulen die Hausaufgabenbetreuung hier im Viertel gut abgedeckt war. Das ist jetzt natürlich anders und befindet sich auch noch in der Testphase." Der „offene" Bereich hat auch wieder geöffnet, allerdings derzeit nur nach Anmeldung, mit Maske und mit begrenzter Personenzahl. „Wenn nicht so viel los ist, kann man auch spontan dazu stoßen", sagt die Pädagogin, „dann sitze ich auch schon mal vor der Tür und lade Kinder und Jugendliche, die zufällig vorbeikommen, dazu ein, hochzugehen und mitzumachen. Da wir sehr siedlungsbezogen arbeiten, geht das ganz gut."

In der Schließungszeit hatte das Team des Jugendzentrums via Messenger zu den Besucher*innen Kontakt gehalten und Angebote, wie Online-Basteln damit ergänzt, dass Briefe verteilt wurden und Überraschungspakete mit Spiel- und Bastelmaterial zum Abholen in der Einrichtung bereit lagen. Auch am digitalen Jugendzentrum war die OT Rheinstein beteiligt. Seit der Wiederöffnung liegt aber der Fokus vor allem auf einem Konzept, mit dem man schrittweise testet, was möglich ist.


Auch die GOT Elsaßstraße der Caritas kann aufgrund der Infektionsschutz-Maßnahmen ihrem Namen („Ganz offene Tür") nur bedingt gerecht werden: Von 16 - 19 Uhr ist die Einrichtung wieder für Besucher*innen geöffnet. Eine Voranmeldung ist nicht unbedingt nötig, aber auch hier ist die Personenanzahl begrenzt. Im Hof darf zur Zeit kein Fußball gespielt werden, aber immerhin bietet er zusätzlichen Raum, der für Gespräche genutzt wird, für Malen mit Kreide und die Nutzung von Spielgeräten, die etwas mehr Platz benötigen, wie zum Beispiel Hula-Hoop-Reifen. In den Innenräumen muss eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden, Maske oder Schal etwa. Wer die Einrichtung besucht, muss Namen und Adresse angeben, zusätzlich wird der Zeitraum notiert.

Die Schließungszeit für Besucher*innen hatte die Einrichtung damit überbrückt, Telefon- und Online-Sprechstunden anzubieten und einen Teil des Programms digital über Instagram zu zeigen, wie Online-Basteln, Kraftsport oder Tanzworkshops.

„Es gibt aber eben auch viele Jugendliche, die man auf diesem Weg nicht erreicht", sagt Jonas Bücker, Sozialarbeiter der GOT. „Zum Beispiel, weil sie kein eigenes Endgerät besitzen oder zu wenig Datenvolumen vorhanden ist. Zu uns kommen Kinder und Jugendliche sowohl aus bildungsnahen wie bildungsfernen Familien. Einige leben in Großfamilien auf engem Raum oder in Unterkünften für Geflüchtete. Und gerade die, die wir nicht erreichen konnten, waren die ersten, die wieder auf der Matte standen, als wir wieder öffnen durften - worüber wir sehr froh sind. Für Kinder und Jugendliche, die in beengten Verhältnissen oder in dysfunktionalen Familien leben, ist der Preis des Zuhause Bleibens ja noch einmal ungleich höher."


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Donnerstag, 28. Mai 2020 | Text: Nora Koldehoff

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