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Operation "Rettet Merkel"

Die Schicksale stapeln sich im Büro von Oda Jentsch. Sie reichen bis zur Hüfte der Rechtsanwältin. Die steht an einem Märzmorgen zwischen den Türmen aus Asylbescheiden und Klageschriften und sagt: "So schlimm war es noch nie." Und es werden mehr und mehr.

Seit elf Jahren arbeitet Jentsch für Flüchtlinge, einen Andrang wie in diesen Wochen hat sie noch nicht erlebt. Ihre Kanzlei befindet sich in einer Nebenstraße in Berlin-Mitte. Woche für Woche stehen dort abgelehnte Asylbewerber und bitten um Beistand.

Längst kann Jentsch nicht mehr jedes Mandat annehmen.

So wie ihr geht es vielen Asylrechtsanwälten. Der Kölner Jurist Gunter Christ bittet Anrufer, sich erst im nächsten Monat wieder zu melden. "Nur in wirklich dringenden Fällen können Sie gleich eine Nachricht hinterlassen, wir rufen aber normalerweise nicht zurück", diktiert der Anrufbeantworter.

Die Klagen der Anwälte und ihrer Mandanten beschäftigen die Justiz wie selten zuvor. Am Verwaltungsgericht Cottbus etwa kamen im Januar und Februar ähnlich viele Asylverfahren (424) dazu wie im ganzen Jahr 2014 (492). Im März kamen täglich zehn neue Klagen hinzu. "Es steigt und steigt und steigt", sagt Gerichtspräsident Thomas Lange.

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