Lea Porcelain klingen nicht nur ein bisschen nach Joy Division. Aber sie haben Songs, die hinterherkommen, die auf Augenhöhe sind mit den Ausgehungerten. Und die Berliner sammeln glücklich die Möglichkeiten der Gegenwart ein. Denn sie knallen. Ihr Sound ist breiter, wuchtiger als 1980. Sie borgen, aber sie klatschen auch weg. Da ist der Hall, die Klangsignatur des Postpunk schlechthin, circa The Cure auf der gigantischen Disintegration, aufgenommen in ihrer eigenen Kirche des Zögerns. H ymns To The Night hat Druck und die Tanzfläche. Und ist zum Glück kein weiterer Vertreter des Nichtgenres Dreampop. Irgendwo zwischen aufgelöstem Ich und dämmernder Wirklichkeit.
Sehr gute Songwriter zeigen sich im Detail: zum Beispiel in dem herrlichen Offbeat nach halber Strecke in „Warsaw Street". Der Bass grollt warm, ist dick und zieht hinein, in eine Atmosphäre etwa fünf Uhr nachts, Ende der Party, Streit gehabt, einen tollen Menschen getroffen. Irgendwo zwischen aufgelöstem Ich und dämmernder Wirklichkeit also.
Lea Porcelain gelingt, was man im „drittgrößten Musikmarkt der Welt" schon mal betonen darf: Sie klingen nicht wie Kartoffeln. Also schrecklich deutsch darin, global klingen zu wollen. Sie haben dabei durchaus etwas mit Drangsal gemein, der sich nicht mit Kleinklein aufhält, der große Gesten nicht scheut. Lea Porcelain tragen das „Müsste es nicht eigentlich...?" mit Bestimmtheit und Würde. Und dann gibt es da noch dieses Cover von Springsteens „Streets Of Philadelphia", das vollends in die Hose hätte gehen können. Ging es aber nicht, auch dank des so schlichten wie betörenden Videos dazu. Gutes Käsebrot, also. Alles richtig gemacht.