Eine Dekade später ist das anders. Rückblickend ergibt die offen alberne Performance Sinn - als augenzwinkerndes Störfeuer gegen den bierernsten Macker-Metal-Anhang, ohne den harte Gitarrenmusik offenbar nicht auskommt. Oozing Wound aus Chicago hingegen haben verstanden, dass die Dinge meistens genau dann ziemlich scheiße werden, wenn man sie zu ernst nimmt. Kostprobe? Ihr 2013 erschienenes Debüt Retrash begann mit dem Titel „Everyone I Hate Should Be Killed". Auf Whatever Forever steigt die Band nun kongenial mit „Rambo 5 (Pre-Emptive Strike)" ein.
angenehm angepisst und gleichzeitig schön unprätentiös
Musikalisch bedienen sich Oozing Wound dabei größtenteils am Thrash Metal der Achtziger und Neunziger, was angenehm angepisst und gleichzeitig schön unprätentiös klingt. Obwohl natürlich beileibe keine musikalischen Laien, spielen Virtuosität und Muckertum in der Musik des Trios keine Rolle, die Band hat ihre Wurzeln in Noise und Punk. Das merkt man auch Whatever Forever an: Die zehn Songs grooven und schieben vorzüglich.
Oozing Wound seien der Meinung, der Metal habe unter seinem Maskulinismus zu leiden (und, ganz nebenbei, das letzte Metallica-Album sei furchtbar), heißt es in einem im Beipackzettel abgedruckten Interview. Das stimmt zweifelsohne. Nur klingt das Album nicht wirklich anders, die Abgrenzung zum Männerverein Metal ist eine mündlich behauptete, keine, die sich im Sound oder einem aufsehenerregend queeren Look erkennen ließe. Whatever Forever ist also, rein musikalisch, ein Blick zurück. Oozing Wound lassen gewisse Dinge weg und machen andere gut. Von einer auch musikalischen Aufbruchsstimmung ist jedoch kaum etwas zu spüren.