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Wenn Freundschaften zerbrechen

Freundschaften sind wichtig für uns und unser Wohlbefinden. Doch oftmals ist es schwierig, sie zu pflegen. Woran scheitern Freundschaften? Und wie gelingt es, neue zu schließen?


Die Trennung traf Wolfgang Krüger unvorbereitet. Als der Psychotherapeut mit Mitte 40 das Institut verließ, an dem er zuvor etwa zehn Jahre tätig gewesen war, ahnte er nicht, dass er mit dem Schritt in die Selbständigkeit auch seine beiden besten Freunde verlieren würde. Zusammen waren sie durch Höhen und Tiefen gegangen, hatten sich gegenseitig während Therapieausbildung und Doktorarbeit unterstützt. „Wir waren nicht nur Kollegen am selben Institut, sondern führten unendlich intensive Gespräche über unsere Partnerschaften, die Familie, unsere Ziele", sagt Wolfgang Krüger. Fast täglich hätten sie Sport miteinander getrieben, sich gegenseitig nach Hause eingeladen. „Diese Freundschaften haben mein Leben ausgemacht. Wir waren wie eine Familie."


Am gemeinsamen Arbeitgeber hatte Krüger mit der Zeit immer mehr missfallen, deshalb wollte er beruflich eigene Wege gehen und eine Praxis eröffnen, Bücher schreiben. Die Gespräche mit seinen Freunden ließen von heute auf morgen nach, erinnert er sich. „Ich wurde zwar noch eingeladen, doch plötzlich redeten sie mit mir nicht mehr über ihre Gefühle. Und dass ich eine andere Meinung hatte als sie, ließen sie nicht zu." Den Entschluss zur Selbständigkeit habe man ihm furchtbar übel genommen. „Er war wie ein Verrat an gemeinsamen Idealen - und wurde mir nie verziehen."


Die vertrauensvolle Basis der einst so innigen Beziehungen war unwiederbringlich zerstört. Denn der Psychotherapeut vermisste bei seinen einstigen Freunden etwas, das Freundschaft ausmacht: sich aufeinander verlassen können, sich angenommen fühlen, egal was passiert. ...



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