HSG Wetzlar siegt deutlich mit 29:23 - Kai Wandschneider lobt Abwehr um Mittelblock Lindskog und Forsell Schefvert - Nikolai Weber und Joao Ferraz verletzt
Die "angeschlagenen Boxer" aus Stuttgart zu Gast bei der wieder erstarkten HSG Wetzlar - unter dieses Label war das Spiel im Vorfeld gestellt worden. Nach der Niederlage gegen Schlusslicht TuS N-Lübbecke war Stuttgart trotz bereits neun Punkten etwas unter Druck geraten, die personelle Situation hatte sich aber nicht gebessert. Wetzlar nahm den Schwung von drei Heimsiegen mit in die Begegnung und sollte am Ende den vierten Streich nachlegen. Die Gastgeber spielten konzentrierter, waren aufmerksamer in der Deckung und durchschlagskräftiger in der Offensive. Das 29:23 (16:9) hievt Wetzlar auf einen einstelligen Tabellenplatz, Stuttgart verbleibt auf dem vierzehnten Rang. Bester Werfer der Partie war Kristian Björnsen mit acht Treffer für die HSG Wetzlar, auf Seiten der Gäste erzielte Marian Orlowski fünf Toren.
"Es kann aber auch dazu führen, dass der Rest der Mannschaft noch enger zusammenrückt und eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung entsteht. Deshalb tun wir gut daran, das alles wegzulassen und einfach auf uns und unser Spiel zu schauen", hatte Wetzlars Trainer Kai Wandschneider vor dem Spiel davor gewarnt, den Gegner aufgrund der personellen Sorgen zu unterschätzen. Das Fehlen zahlreicher Stammkräfte, insbesondere der beiden Weltmeister Johannes Bitter und Michael Kraus konnten die Gäste aber nicht über sechzig Minuten kompensieren.
Zunächst aber hielten die Stuttgarter gut mit, legten durch Dominik Weiß das erste Tor vor. Weiß beantwortete auch die nächsten Ausgleichstreffer der Wetzlarer und hielt die Gäste so zunächst in Vorlage. Die ersten drei Tore gingen auf das Konto von Weiß, der von seinen Mitspielern immer wieder gut in Szene gesetzt wurde, der vierte Führungstreffer ging dann auf das Konto von Routinier Manuel Späth. Bei Wetzlar setzte Spielmacher Alexander Hermann in den ersten Minuten die Akzente, er bereitete trotz Bedrängnis auch das 4:4 von Maximilian Holst vor, auf den durch Kristian Björnsen dann die erste HSG-Führung folgte.
Und Björnsen legte nach: Nach einem langen Pass von Benjamin Buric setzte sich der Norweger gegen Weiß und Schweikardt durch und erhöhte auf 6:4. So langsam begann die Offensive der Wetzlarer immer mehr in Schwung zu geraten, Alexander Hermann zog kompromisslos aus neun Metern ab und erhöhte auf drei Tore. Für Stuttgart traf Michael Schweickardt, doch mit der zweiten Zeitstrafe gegen Manuel Späth folgte ein weiterer Rückschlag. Stuttgart kämpfte um den Anschluss, beim 9:8 durch einen Rückraum-Hammer von Stefan Salger waren sie wieder auf ein Tor heran.
Kai Wandschneider justierte nach, wechselte unter anderem im Tor. Niko Weber verbuchte einige Paraden, dies reichte um gegen das glücklose Stuttgarter Gespann Maier und Sdunek das Duell zwischen den Pfosten zu Gunsten der HSG zu entscheiden. Die entscheidenden Unterschiede aber machten die Feldspieler. Während bei Wetzlar unter anderem Olle Forsell Schefvert in Abwehr und Angriff überzeugte und beim 11:8 wieder auf drei Tore stellte, haderten die Stuttgarter mit der hohen Fehlerzahl. Sie hatten den Faden verloren, nach der vergebenen Chance auf den Ausgleich setzte es sieben Wetzlarer Treffer in Serie - das 16:8 bedeutete bereits die Vorentscheidung.
Nach gut zehn Minuten ohne Tor hatte Felix Lobedank die Durststrecke der Gäste direkt vor der Pause noch beenden können, doch Wetzlar nahm mit dem 16:9 eine beruhigende Führung mit in die Kabinen. Vielleicht etwas zu beruhigend, die ersten Minuten des zweiten Abschnitts gehörten Stuttgart. Ein Doppelschlag verkürzte auf 16:11 und nach einer Dreier-Serie der Gäste war die Wetzlarer Führung beim 19:15 auf vier Tore geschrumpft. Nach neun Toren in der gesamten ersten Halbzeit waren den Stuttgartern in acht Minuten des zweiten Abschnitts gleich sechs Treffer gelungen - auch weil nun in der Offensive mehrfach erfolgreich auf das Tempo gesetzt wurde.
Wetzlar schien ein wenig das Glück verlassen zu haben, Ferraz musste zunächst kurz vom Parkett und ein Kegelversuch von Schefvert auf das verwaiste Tor des Gegners sprang vom Pfosten zurück auf das Parkett - wo der ins Tor zurück geeilte Maier den Abpraller sicherte. Doch Die Hausherren gaben das Heft nicht aus der Hand: Holst erzielte das 20:15, Schefvert sorgte für das 21:16 und danach setzten die Hausherren erneut zu einer Serie an: Schefvert passte durch die Beine des Abwehrspielers auf den an den Kreis eingelaufenen Holst, Kneer legte nach einem Ballgewinn nach und der Doppelschlag von Stefan Cavor und Kristian Björnsen sorgte für das 25:16.
Die Vorentscheidung war zwölf Minuten vor dem Ende gefallen, danach lockerte sich der Griff der Hausherren - vor allem in der Deckung. Die Freiräume nutzte unter anderem Marian Orlowski, der mit seinen Treffern das Ergebnis für die Gäste wieder etwas freundlicher gestaltete und diese vor einem zweistelligen Rückstand bewahrte. Die Fehlerzahl bei Stuttgart sank nun, die Süddeutschen gaben sich keineswegs auf - eine ernsthafte Aufholjagd konnten sich gegen die weiterhin souverän die Führung verwaltende Wetzlarer aber nicht mehr starten. Diese feierten am Ende ein verdientes 29:23.
Quelle: www.handball-world.news / Nele Hüpper