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„Hier kommen keine Afghanen rein"

Der gebürtige Salzburger Justin K. geht letzten Samstag mit einer Gruppe von Freunden feiern: Und wird als Einziger in den Salzburger Club „Vis á Vis" nicht reingelassen. Die Begründung des Türstehers: Er sehe aus wie ein Afghane, „die bereiten Probleme und kommen nicht in den Club."



"Ich war einfach nur schockiert. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas im 21. Jahrhundert noch passieren kann", erzählt mir der 22-jährige Justin am Telefon. Justins Vater ist ein bekannter österreichischer Filmproduzent und Österreicher. Seine Mutter stammt aus Tansania. Justin wohnt in Wien, besucht aber immer wieder seine Freunde und Familie in Salzburg, wo er selbst auch geboren ist. Vergangenen Samstag war es wieder einmal soweit: Justin war übers Wochenende in Salzburg und wollte mit seinen Freunden feiern gehen. Zu fünft standen sie dann vor dem Salzburger Club "Vis á Vis" - Justin wurde als Einziger von dem Türsteher nicht reingelassen. „Du siehst aus wie ein Afghane, die bereiten nur Probleme und kommen nicht in den Club", soll der Türsteher zu ihm gesagt haben. „Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das voll rassistisch und dumm finde. Jeder hat das Recht in den Club reinzukommen, egal welche Nation, und ich sehe das nicht ein, dass Leute aussortiert werden", so Justin.

Der Türsteher entgegnete daraufhin „Ist ok, du kannst eh gscheit Deutsch - Afghaner (sic!) kommen hier trotzdem keine rein." Nach einer Diskussion wird Justin von einem anderen Türsteher letztendlich doch in den "Vis á Vis"-Club hineingelassen. Seine Freunde und er bestellen einige Getränke, bleiben eine Stunde dort und beschließen, noch woanders hinzugehen. Kurze Zeit später stehen sie in der Schlange vor "City Beats", einem anderen Club in Salzburg. Justins Freunde gehen nach und nach zum Feiern rein, er wird wieder nicht hineingelassen. "Du nicht", bekommt er vom Türsteher ohne Begründung zu hören. "Dunkle Hautfarbe und lange Haare sollten keine Begründung sein, jemandem den Eintritt in die Disco zu verwehren", findet Justin.


"Zwei weiße Jungs gingen problemlos rein"

Auf Nachfrage bei den Clubbetreibern weisen beide Clubs, also sowohl "City Beats" als auch "Vis á Vis", die Vorwürfe zurück. Sie begründen den Vorfall damit, dass Justin nicht hineingelassen wurde, weil er zu stark alkoholisiert war oder sich unangemessen verhalten haben könnte. Justin selbst sagt, dass er keinen Alkohol trinkt. Beide Clubs weisen darauf hin, dass in ihren Online-Fotogalerien zu sehen sei, wie vielfältig die Gäste von "City Beats" und "Vis á Vis" sind.


Vorfälle wie diese sollen Justin und seinen dunkelhäutigen Freunden öfter passieren. Dies ist ihm vor allem in Salzburg aufgefallen, als er mit seinen Freunden in einen schickeren Club gehen wollte und grundlos nicht hineingelassen wurde. "Während uns der Türsteher nicht reinlassen wollte, obwohl wir schick angezogen waren, spazierten zwei weiße Jungs mit fetten Rucksäcken und kurzen Hosen an uns vorbei und gingen problemlos hinein", erzählt Justin. Justin weiß, dass er nicht das einzige Opfer von racial profiling in der Nachtszene ist: "Nie redet jemand davon, nichts wird dagegen unternommen. Das muss sich endlich ändern."

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