Wenn sie mal richtig kaputt ist, sagt Karin Beier, sitzt sie gerne vorm Fernseher. Beine hoch, Hirn aus, zappen. „Wirklich dumpf. Das finde ich herrlich.“ So richtig erinnern kann sie sich an den letzten Sofa-Tag allerdings nicht – zu lange her. Freizeit? Fehlanzeige.
Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben: Im Sommer übernimmt die 47-Jährige das Hamburger Schauspielhaus. Bis dahin hat sie vier Jobs. Denn noch leitet sie das Schauspiel Köln, wo sie in den vergangenen sechs Jahren auch als Regisseurin so ziemlich alle Preise abgeräumt hat, die in der Theaterwelt wichtig sind. Parallel bereitet sie ihre erste Spielzeit am Schauspielhaus vor. Hier wird sie ebenfalls als Intendantin und als Regisseurin arbeiten, die Eröffnungspremiere im November inszeniert sie selbst.
Welches Stück das sein wird, verrät sie Freitag bei der ersten großen Pressekonferenz. „Natürlich werde ich davor wahnsinnig angespannt sein", sagt Karin Beier. Denn dass die Hamburger neugierig auf sie und ihre Arbeit sind, das bekommt sie natürlich mit. „Klar habe ich Angst zu enttäuschen", sagt sie. „Aber das positive Gefühl überwiegt." Sie weiß ja auch, was sie kann.
In Köln sorgte sie mit Stücken wie „Das Werk/Im Bus/Ein Sturz" für Furore. Darin ging's unter anderem um den Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Und auch in Hamburg sollen ihre Arbeiten politisch sein. „Ich hätte Schwierigkeiten, einen Spielplan zu machen, der völlig unpolitisch ist. Das fände ich verkehrt für die Stadt."
Auch Karin Beiers Privatleben findet momentan in Köln und Hamburg statt. Ihr Mann, der Schauspieler Michael Wittenborn (59), lebt in der Domstadt. Im Sommer wird er in die Eppendorfer Wohnung ziehen. So lange ist Beier quasi alleinerziehend - ihre Tochter Momina wurde hier im vergangenen Jahr eingeschult. Beier managt vier Jobs und zwei Leben. „Diese Überforderung wäre sicher kein Zustand, den ich über Jahre haben wollte. Ich bin froh, dass die Doppelbelastung bald vorbei ist", sagt Karin Beier und lacht. „Auch wenn ich die Situation durchaus auch als beflügelnd empfinde."
Ruhe findet sie in diesen Tagen bei Momina. „Wenn ich sie zu Bett bringe und ihr vorlese, ist das für mich wie eine Art Meditation." Und tausend mal wertvoller als Fernsehen sowieso.