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Frankfurter Völkerwanderung in Rom - Wiesbadener Kurier

ROM - Die Fans der Frankfurter Eintracht sind ihrer Mannschaft auch zum letzten Europa-League-Gruppenspiel zu Tausenden hinterher gereist. Dem Vernehmen nach waren am Donnerstag knapp 15 000 Anhänger der SGE in der sogenannten „Ewigen Stadt" unterwegs. Und das obwohl nur gut 8500 von ihnen überhaupt ein Ticket für das Spiel des Fußball-Bundesligisten am Abend gegen Lazio Rom hatten.


Gegen Mittag war die Strecke vom römischen Hauptbahnhof „Termini" bis zum „Piazza del Popolo" gesäumt von etwa 3000 in schwarz gekleideten SGE-Anhängern, die sich zu einem gemeinsamen Fan-Marsch verabredet hatten - Fan-Utensilien wurden größtenteils nicht getragen. Diese schwarze Welle aus Menschen bahnte sich ihren Weg durch die teils engen Gassen Roms.


Fanmarsch endet am Kolloseum


Für Menschen, die mit Fußball nichts am Hut haben und womöglich nicht einmal nicht wussten, dass am Abend in der Stadt ein Fußballspiel stattfindet, ein durchaus beängstigendes Szenario. Daher hatte die italienische Polizei im Vorfeld eigentlich solche Märsche verboten. Doch bei dem Fanmarsch blieb es ruhig. Zum einen deshalb, weil sich der harte Kern der Szene mit Gesängen, Pyros oder ähnlichen Dingen - im Gegensatz zu den Vorfällem am Abend im Stadion - zurückhielt und einfach friedlich durch die Stadt spazierte. Und zum anderen, weil sich die „Carabinieri" in Rom bedeckt im Hintergrund aufhielten und den Dingen ihren Lauf ließen.


Die Fans „regulierten" sich zudem untereinander selbst. Wenn doch einer von ihnen mal aus der Reihe tanzte und beispielsweise einen vorbeilaufenden Polizisten beschimpfte, redeten direkt zehn andere Anhänger auf ihn ein, diesen Blödsinn sein zu lassen. Genauso verhielten sich die bereits am Mittwoch angereisten Fans am Abend vor dem Spieltag. Sie trafen sich in einer großen Gruppe am Bahnhof, liefen gemeinsam zum Kolosseum und machten dort ein Gruppenbild. Im Vorfeld warnten Eintracht-Präsident Peter Fischer und Vorstand Axel Hellmann vor einer Reise nach Rom. Erst recht, wenn man kein Ticket für das Spiel besitzt. Denn im Vorfeld gab es Befürchtungen, dass es zwischen den Eintracht- und Lazio-Fans zu Auseinandersetzungen kommen könnte. Liegen die eher links eingestellten Frankfurter und die als gewaltbereit und rechts eingestellt geltende Lazio-Anhängerschaft doch weit auseinander. Zudem wurden vor sechs Jahren drei Anhänger von Borussia Mönchengladbach, die ihre Mannschaft begleiteten, mit mehreren Messerstichen brutal niedergestochen. In der Nacht zum Mittwoch wurde dann eine Gruppe Frankfurter angegriffen, wobei zwei Menschen verletzt wurden.


Danach blieb es aber glücklicherweise weitestgehend ruhig. Und auch Anhänger, die kein Ticket hatten, konnten so tagsüber die spezielle Atmosphäre genießen, die eine internationale Auswärtsfahrt hat. Tranken einen Cappuccino an der spanischen Treppe, besichtigten den Petersdom und suchten sich am Abend dann eine Kneipe, wo sie das Spiel schauen konnten. „Wir haben uns hier in Rom schon alles angeschaut und freuen uns einfach auf ein gutes Spiel", sagte Eintracht-Fan Peter Henning.


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