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SV Wehen Wiesbaden: Steven Ruprecht verlässt die Hessen mit „großem weinenden Auge" - Wiesbadener Kurier

Von Nadine Peter und Torsten Muders


WIESBADEN - Es war der für ihn logische Schritt. Beim SV Wehen Wiesbaden stand Steven Ruprecht auf dem Abstellgleis. Oder besser: Er saß nur noch auf der Tribüne. Nun zieht der ehemalige Abwehrchef die Konsequenz und wechselt zwei Tage vor Ende der Transferfrist zum Liga-Rivalen Fortuna Köln. In den Wochen zuvor hielten sich alle Beteiligten über die Situation des Spielers und seine Zukunft bedeckt. Sportdirektor Christian Hock ließ alles offen, Trainer Rüdiger Rehm betonte, die anderen Innenverteidiger seien einfach derzeit vorne dran. Für Ruprecht schien kein Platz mehr. Er saß derweil schweigend auf der Tribüne, schaute zu, wie seine Mannschaftskameraden in der Liga den ein oder anderen Bock in der Abwehr schossen. Interviewanfragen blockte der Spieler ab. Am Tag des Wechsels sprach der 31-Jährige dann ausführlich: „Offiziell hat mir der Trainer vor drei Wochen gesagt, dass er nicht mehr mit mir plant. Wir sind im Guten auseinander und hatten ein offenes Gespräch. Das war mir wichtig, weil Wiesbaden eine besondere Zeit für mich war." Ruprecht stellte aber auch heraus, dass er von der Entscheidung des Trainers sehr überrascht war: „Ich wäre gern geblieben. Und ich wollte nicht weg."


Die Frage stellte sich auch Außenstehenden: Wie konnte ein Spieler, der in der vergangenen Saison, zumindest in der Hinrunde noch einer der Leistungsträger war, plötzlich nicht mal mehr ein Fall für die Bank sein? Damit erleidet der ehemalige Vize-Kapitän Ruprecht das gleiche Schicksal wie Spieler zuvor beim SVWW, die mal die Binde getragen haben. Nils-Ole Book, Patrick Funk oder auch David Blacha waren als ehemalige Kapitäne von heute auf morgen nicht mehr erste Wahl. „Im Fußball geht es manchmal schnell. Vor drei Monaten noch hätte ich mir vorstellen können, in Wiesbaden noch einmal zu verlängern und hier meine Karriere zu beenden. Der SVWW ist ein cooler Klub und mir hat es hier richtig Spaß gemacht", macht Ruprecht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ich gehe mit einem sehr großen weinenden Auge."


In Köln muss er sich von der Nummer 18 verabschieden


Nun der Neuanfang in der Domstadt, wo er bei der Fortuna für zwei Jahre unterschrieben hat. Schon am gestrigen Mittwoch war Ruprecht mit seiner hochschwangeren Frau, die in sechseinhalb Wochen eine Tochter erwartet, auf Wohnungssuche: „Der Kölner Trainer und der gesamte Verein haben mir zu Verstehen gegeben, dass sie mich sehr gerne haben wollen. Da war ich nicht abgeneigt, weil ich Dritte Liga spielen wollte und Köln eine tolle Stadt ist." Von seiner Nummer muss er sich aber verabschieden: „Die Rückennummer 18 war in Köln leider schon vergeben, daher habe ich mich für die 28 entschieden. Mein Label ‚SR18' bleibt aber trotzdem unter diesem Namen bestehen. Und ich sehe die Nummer ja sowieso nicht", lacht der 31-Jährige zum Abschied.

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