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Thomas von Heesen vor Spiel beim SVWW: „Als HSV kannst du hier nur verlieren" - Wiesbadener Kurier

HAMBURG - Der Hamburger SV hat eine turbulente Woche hinter sich: Der Rauswurf des bisherigen Trainers Christian Titz, die Vorstellung seines Nachfolgers Hannes Wolf und die erste Bewährungsprobe für ihn am Freitag in Magdeburg, wo der HSV knapp mit 1:0 gewonnen hat. Und an diesem Dienstag (20.45 Uhr) tritt der ehemalige „Bundesliga-Dino" in der zweiten Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs beim SV Wehen Wiesbaden an. Thomas von Heesen spielte 14 Jahre lang bei den Hamburgern und war zwischen 2014 und 2015 einige Monate stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender beim HSV. Er kennt den Verein bestens und warnt die Hamburger vor der Partie in Wiesbaden: „Als HSV kannst du hier nur verlieren. Denn eigentlich darf es in solch einem Spiel nur einen Sieger geben. Ein Drittligist ist für einen höherklassig spielenden Verein immer schwierig, weil die ganze Erwartungshaltung und der Druck bei dir liegt. Es kann also ein enges Duell werden." Der DFB-Pokal hat zudem seine eigenen Gesetze. In der ersten Runde scheiterte mit dem FC St. Pauli, dem Erzrivalen des HSV, bereits ein Zweitligist an der Elf von Trainer Rüdiger Rehm.


Und von Heesen traut dem vermeintlichen Außenseiter einiges zu. „Der SVWW muss mit Aggressivität, Pressing und Zweikampfstärke in das Spiel gehen. Sie dürfen sich nicht den Schneid abkaufen lassen. Im Kollektiv können sie Erfolg haben", glaubt der Experte. Und natürlich kann auch die derzeitige Unruhe beim HSV ein Vorteil für die Hessen sein. „Hamburg ist aktuell auf der Suche nach sich selbst. Da ist es gerade schwierig. Das ist die Chance für Wehen Wiesbaden", weiß von Heesen. Der 57-Jährige kennt Rüdiger Rehm aus gemeinsamen Zeiten beim 1. FC Saarbrücken. Dort war der SVWW-Coach Spieler unter Trainer von Heesen. „Ich habe Rüdigers Werdegang verfolgt und kenne das aggressive 4-4-2-System, das er spielen lässt. Das könnte für den HSV unangenehm werden", sagt von Heesen und fügt mit Blick auf den HSV an: „Als Zweitligist muss man einfach seine Klasse ausspielen. Das ist aber natürlich einfacher gesagt als getan."


Nach dem Abstieg aus der Bundesliga hat die Führungsriege des HSV bekanntlich den sofortigen Wiederaufstieg als Saisonziel ausgegeben und einen Neuanfang ausgerufen. „Aber dafür braucht man Zeit und Geduld. Und beides gab es beim Hamburger SV noch nie", weiß HSV-Kenner von Heesen. Die Club-Bosse wurden schon vor vier Wochen nervös, als das Team drei Spiele in Folge nicht gewonnen hatte. Der Rauswurf von Titz kam nicht völlig unerwartet, der Zeitpunkt überraschte jedoch viele.


Bei Pleite in Wiesbaden „hätte man wieder Theater"


Auch von Heesen, der dieses Vorgehen der Vereinsführung „höchst seltsam" findet. Schließlich ist der HSV als Zweiter punktgleich mit Tabellenführer Köln. „Was gibt's da zu meckern?", stellt von Heesen die Frage, die sich auch viele HSV-Fans und Spieler in den letzten Tagen häufiger stellten. Denn bei vielen der Anhänger und dem Vernehmen nach bei allen Spielern war Titz äußerst beliebt und bekam zuletzt aus diesen Lagern öffentlich Rückhalt. Der entscheidende Grund für den Trainerwechsel aus von Heesens Sicht: „Wenn das Gespann aus Management und Trainer nicht mehr funktioniert und die Mannschaft das merkt, dann wird es schwierig." Jetzt ruhen die Hoffnungen auf Hannes Wolf. Doch, so von Heesen, „wenn man im Pokal gegen einen Drittligisten rausfliegen würde, dann hätte man direkt wieder Theater".

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