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AfD-Abgeordneter gibt Klimaaktivisten Mitschuld am Anschlag von Christchurch

Nach Angriff auf zwei Moscheen in Christchurch sind die Menschen erschüttert und zeigen Mitgefühl. Die meisten jedenfalls.© dpa

Kommentar: Wie die Gefahr von Rechts gezielt herabgespielt und zur Hetze missbraucht wird. 


In Christchurch, Neuseeland, sterben 50 Menschen, als ein 28-Jähriger das Feuer auf betende Muslime eröffnet. Der Täter Brendon T. gilt als Mann mit einem Hass auf Migranten. Nicht jeder bewertet allerdings diese Tat als rechtsextrem. AfD-Vertreter finden andere Erklärungen. Ein AfD-Politiker gibt Klimaaktivisten wie Greta Thunberg eine Mitschuld am Terroranschlag von Christchurch. Für PI-News ist der Täter ein verwirrter Linksextremer - und US-Präsident Donald Trump sieht keine Bedrohung durch weißen Nationalismus.


Auf Twitter spricht der Berliner AfD-Abgeordnete Harald Laatsch am Tag der Schülerdemonstrationen „Friday for Future" den Opfern des Anschlags sein Beileid aus. Doch dabei belässt er es nicht. Im selben Tweet führt Laatsch aus, dass die Täter von Christchurch ihren Anschlag mit Überbevölkerung und Klimaschutz rechtfertigten und zieht aus diesem Zusammenhang einen drastischen Schluss: „Die Klimapanikverbreiter tragen Mitverantwortung für diese Entwicklung". Im Hashtag nennt er die jugendliche Klima-Aktivistin Greta Thunberg, als ob sie die Täter von Christchurch persönlich entsandt hätte.


Der Berliner AfD-Mann profitiert auf zwei Arten von dieser blindwütigen und haltlosen Anschuldigung. Zum einen, weil das Hetzen gegen die bekannte Klimaaktivistin viel mehr Aufmerksamkeit generiert als die bloße - angebrachte - Beileidsbekundung. Zum anderen sind Greta Thunberg und die Jugendbewegung „Friday for Future" ohnehin ein Dorn in Laatschs Augen. In einem Tweet konstatierte er: „#FridaysForFuture hat nichts mit Jugendprotest sondern mit Jungendindoktrinierung zu tun. Junge Menschen als Marionetten der linksgrünen Propagnda". Greta Thunberg selbst hält er offenbar für dumm - in einem anderen Tweet nennt er sie „ein autistisches Kind", schreibt ihr „Panik" zu, deren Grund sie nicht „berechnen, belegen oder überblicken kann". Gezielt lenkt Laatsch als Anhänger einer rechten Partei vom rechtsextremen Motiv Brendon T.s ab und nutzt die Tat für blanke Hetze.


Der AfD-Kreisverband Westerwald ist ebenfalls nicht sicher, wie die Tat in Christchurch zu bewerten ist und teilt auf Facebook einen Text des rechten Nachrichten-Portals PI-News, das den 28-jährigen Täter als „verwirrt" und „(links-) extrem" bezeichnet. Den darauf entbrennenden Shitstorm versucht der Kreisverband durch eine Anmerkung im Nachsatz zu verhindern, in dem er betont, es handele sich hierbei nicht um eine eigene Verlautbarung, sondern um eine Meldung von PI-News, die AfD Westerwald verurteile den Anschlag. Wenig später ist der Post verschwunden. Immerhin beweist der Kreisverband damit mehr Einsichtsfähigkeit als Laatsch.


Donald Trump spielt Gefahr durch weißen Nationalismus herunter

Mit diesen unreflektierten Ansichten sind die AfD-Vertreter in bester Gesellschaft. Auch Donald Trump malt sich die Fakten, wie es ihm gefällt. Auf die Frage, ob weißer Nationalismus weltweit eine wachsende Bedrohung darstelle, antwortet der US-Präsident: „Ich denke, nicht wirklich". Trump betont weiter, die weißen Nationalisten seien „eine kleine Gruppe von Menschen, die sehr ernsthafte Probleme haben". Wenig überraschend, angesichts des Lobes, das der mutmaßliche Terrorist von Christchurch in seinem Manifest, das im Internet kursiert, für den US-Präsidenten übrig hat.


Dabei muss doch eines klar sein: Die „ernsthaften Probleme" dieser „kleinen Gruppe" von Menschen sind andere Menschen, meist Angehörige von Minderheiten, die sie verfolgen, quälen, töten. Statt sich für den Schutz von Minderheiten einzusetzen, spielt Donald Trump das Problem namens Rechtsextremismus gezielt herunter - wieder einmal. Das ist schlicht inhuman.


Diese Reaktionen auf den Anschlag von Christchurch zeigt einmal mehr, wie sehr Trump, Laatsch und der AfD-Kreisverband Westerwald mit Rechts sympathisieren. Auf diesen erneuten Beleg hätte man getrost verzichten können.

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