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Sag mir, was du streamst und ich sage dir, wie du bist

Mit Netflix, Amazon Prime und anderen Mediatheken befinden wir uns in der Streaming-Ära. Das Start-up Shelfd baut eine Plattform, auf der du deine Lieblingsserien und -filme gesammelt findest.

Man kommt abends von der Arbeit oder Uni nach Hause und will eine Serie oder einen Film gucken. Bis man sich für etwas bei Netflix, Amazon Prime und Co. entschieden hat, vergehen gefühlt Stunden – erst recht, wenn man sich mit dem Partner oder der besten Freundin einigen muss.

Andrea Uecker und David Streit hatten keine Lust mehr auf endlose Diskussionen am Abend und haben deswegen das Start-up Shelfd ins Leben gerufen. Es ist eine Plattform, die – an die Interessen des jeweiligen Nutzers angepasst - Videos, Filme und Serien über mehrere Streaming-Anbieter und Mediatheken hinweg, an einem Ort sammelt und verschiedene Empfehlungen ausspielt.


Andrea und David haben sich – so wie sich übrigens die meisten Teams finden – auf einer Start-up-Veranstaltung vor knapp drei Jahren in Berlin kennengelernt. Hier hat David Shelfd als eine Hardware-Idee gepitcht; ein Tablet sollte an der Wand hängen, quasi ein digitales Bücherregal, auf dem man seine Lieblingsvideos sehen kann.


Die Idee dazu kam David während seines Studiums. "Ich habe in meiner Masterarbeit untersucht, wie sich digitale Medien verändern. Wir haben immer mehr Zugriff auf Inhalte, aber wir besitzen immer weniger", erzählt er. Seine Beobachtung: "Wenn du früher bei jemanden zu Besuch warst, dann ist der Blick immer zuerst auf das Regal gewandert und du wusstest eigentlich sofort, um was für einen Menschen es sich handelt. Und derjenige hat das Regal auch bewusst genutzt, um sich darzustellen." Das gehe heute mit den sozialen Netzwerken verloren, ist er überzeugt: "Man hat keine Darstellungsfläche mehr für den eigenen Mediengeschmack. Das wollen wir mit Shelfd ändern. Daher kommt auch der Name." Die heutige Vision von Shelfd entstand während der Zusammenarbeit mit Andrea. 

Das digitale Bücherregal ist jetzt nur noch eine Metapher. Und so entstand Shelfd am 1. April 2016 – genau 40 Jahre nach der Gründung von Apple. "Ein Zufall", sagen Andrea und David.


Innovation = Problemlösung

"Innovation hat für mich ganz viel mit Problemlösung am Menschen zu tun", sagt Andrea . Sie müsse jemandem einen Mehrwert bieten. Für David hängt eine Innovation stark mit dem Sinn dahinter zusammen: "Im Kern geht es bei einer Innovation darum, einen Menschen, der das Produkt nutzen soll, und den Erfinder zusammenzubringen und etwas Sinnvolles zu entwickeln", sagt er.

Shelfd schafft eine Innovation, indem sie die Streaming-Experience verbessert und organisiert. "Wir hosten nichts und uns gehört auch noch nichts. Wir sind der Vermittler und das Nadelöhr, durch das alles geht", sagt Andrea. 

Momentan laufen Gespräche mit Produzenten und Sendern. Das Ziel: Sie zu überzeugen, dass Shelfd ihnen nicht Zuschauer wegnimmt, sondern bringt. Einzige Bedingung: Die Sender stellen ihre Daten zur Verfügung, sodass das Start-up den Nutzern Empfehlungen aus mehr Quellen anbieten kann.

Neben Fernsehzeitschriften gibt es nun eben auch Shelfd als digitale Form. Bisher kostenlos.


Es gibt noch mehr als Netflix und Amazon

Wenn man von Streaminganbietern spricht, fallen einem zuerst Netflix oder Amazon Prime ein. Dass es in der großen Welt des Internets aber noch mehr Kanäle gibt, in denen spannende Videos gesehen werden wollen, das wissen viele nicht.

"Vier von fünf Personen sind überrascht, was die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender zu bieten haben", sagt Andrea. Dort würde niemand reingucken, weil jeder vermutete, dass diese Mediathek eine Zielgruppe von 50+ hat. "Das ist nicht wahr. Wir zahlen alle GEZ-Gebühren und die öffentlichen Sender haben genug Geld, um gute Filme einzukaufen. Aber das geht häufig am Publikum vorbei."

Empfehlungen zu bestimmten Serien und Filmen auf die eigenen Interessen abgestimmt – das können auch Netflix oder Google, könnte man meinen. Aber Shelfd setzt keine Algorithmen ein. Die Plattform will kontextbasierte Inhalte bieten, das heißt zum Beispiel "Couch-Abende" oder "Mädelsabend". Der Plan von Andrea und David sieht vor, dass Shelfd irgendwann sozialer wird. Freunde sollen sich dann untereinander bestimmte Serien oder Filme ins digitale Regal legen können.

Um finanziell für das Start-up aufzukommen, sind Andrea Uecker und David Streit noch auf der Suche nach Investoren. Alternativ dazu bewerben sich die beiden bei verschiedenen Wettbewerben und Förderprogrammen. Momentan haben sie für ein halbes Jahr einen Platz beim Media Lab in München, das Innovationen im Rahmen von Medienprojekten unterstützt. Shelfd kooperiert stark mit der Süddeutschen Zeitung, die für sie ein Stipendium bereitgestellt hat. 


Tipps für jeden Gründer

Ganz wichtig sei, von Anfang an mit den Menschen zu sprechen, die das Produkt nutzen sollen und darüber nachzudenken, welches Problem mit der Idee eigentlich gelöst werden soll. "Das kann man auch schon machen, bevor man zum Notar geht oder zur Handelskammer, um sein Start-up anzumelden", rät Andrea. 

Generell ist es ratsam, so gut es geht, alle Vorbereitungen bis zum fertigen Prototyp neben dem alltäglichen Job zu machen. Somit sinkt das Risiko, wenn man kündigt. Gleichzeitig kann man Geld sparen.

Apropos Geld: Wenn es nach David geht, empfiehlt es sich, von vornherein mit dem Start-up oder der Idee, eigenes Geld zu verdienen und sich nicht zu sehr auf Fördergelder zu fokussieren beziehungsweise nicht sofort aufzugeben, wenn eine Bewerbung mal abgelehnt wird. 

"Am Anfang kann man Agenturleistungen anbieten und seine Expertise verkaufen, etwa Firmen beraten. Und zwar in dem Bereich, in dem man ohnehin schon tätig ist", rät David. "So ist man unabhängig und begibt sich nicht gleich in die Fänge von Investoren, die wiederum eigene Ziele haben." 

Beide, Andrea und David, haben redaktionell aufgearbeitete Streamingtipps an Onlinemagazine verkauft – also quasi mit Content Marketing sowohl die Marke Shelfd bekannter gemacht als auch Geld für die weitere Entwicklung von Shelfd ins Boot geholt. David hat außerdem als Designer und Konzepter in Agenturen freiberuflich gearbeitet, bevor er sich ganz dem Start-up widmete.


Den ganzen Artikel gibt es hier: https://www.lead-digital.de/sag-mir-was-du-streamst-und-ich-sage-dir-wer-du-bist/


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