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N E I N

Zwei Wochen lang soll ich Nein sagen, und warum ich zu diesem Auftrag Ja gesagt habe, ist mir ein Rätsel. Vermutlich liegt es daran, dass ich nicht gut Nein sagen kann. Ich sage gegen meinen Willen Ja, viel zu lange schon, eigentlich seit jeher. Ja zu blödsinnigen Mittagessen in billigen Restaurants, ja, wenn jemand in der Einkaufsschlange an mir vorbeimöchte, ja zu Einladungen, auf die ich keine Lust habe, ja zu allen devoten Gefälligkeiten. Neulich habe ich mir online eine Pizza geordert und mit PayPal bezahlt, samt Trinkgeld bereits, aber dann lieferte der Domino’s-Bote die Pizza aus und fragte mich, ob er denn kein Trinkgeld bekäme. Nicht noch mal, hätte ich ihm sagen sollen. Netter Versuch. Aber der Bote schaute wie ein geschlagener Bernhardiner, von seinem Anorak tropfte es in den Flur, draußen regnete es stark. »Ach so«, hörte ich mich deshalb murmeln und sah mich aus dem Portemonnaie zwei Euro fummeln: »Na hier, bitte schön.« Wenn man mich fragt, ob alles gut ist, sage ich Ja, dabei ist eigentlich gar nichts gut.