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Die Reise geht weiter

Tageblatt (Luxembourg) vom 2. Juni 2018
Text von Monica Camposeo


Der luxemburgische Pianist David Ianni macht mit seiner Musik in deutschen Bahnhöfen auf Blutkrebs aufmerksam. David Iannis Reise begann vor etwa einem Jahr. Zwölf europäische Kulturhauptstädte, zwölf Kompositionen und zwölf Klaviere, die nach den Konzerten im Freien an eine gemeinnützige Organisation der jeweiligen Stadt verschenkt werden, das ist „My Urban Piano“.

Die siebte Etappe des Projekts hat den luxemburgischen Pianisten und Komponisten aber nicht nur nach Berlin verschlagen, sondern direkt durch ganz Deutschland. Nach einer sechstägigen Tour spielt David Ianni in Berlin das Abschlusskonzert zur „Hoffnungsklavier-Reise“.

Das Hoffnungsklavier ist ein blutrotes Instrument, das in Berlin von Grundschulkindern bemalt wurde. Es steht für eine tödliche Krankheit, aber auch für die Hoffnung auf Genesung.

Alles begann, als das ambitionierte Projekt „My Urban Piano“Ende 2017 durch den Tod der Cellistin Lisa Berg einen traurigen Einschnitt bekam. Die gute Freundin und Musikerkollegin von David Ianni starb an Blutkrebs, einen Tag vor der Veröffentlichung der fünften Auflage in Reykjavik.

Ihr Tod hat den Pianisten sichtlich geprägt: „Ich war am Tag davor noch bei ihr und habe ihr das Stück 'Snowflakes' vorgespielt.“ Die fünfte Komposition von „My Urban Piano“klingt besinnlich, fast kalt, passend zum Schnee, der über die isländischen Berge rieselt.

Am Ende des Videos, als Ianni langsam die Hände von den Tasten löst und die Stille zurückkehrt, erscheint die Widmung an Lisa Berg. Das Ende des Videos markiert gleichzeitig den Anfang einer neuen Reise, mit der David Ianni auf die Krankheit Blutkrebs aufmerksam machen will.

Schöne Töne und eine wichtige Botschaft

Sechs Tage lang spielt Ianni in den Bahnhöfen in München, Stuttgart, Köln, Leipzig, Hamburg und Berlin. Dabei wird er von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) begleitet. Die freiwilligen Helfer geben Auskunft über die Bedeutung von Stammzellen- und Knochenmarkspenden. Interessierte können sich direkt vor Ort in die Kartei aufnehmen lassen.

Das vereinfacht den Prozess der Registrierung. Wer spenden will, muss normalerweise online ein Kit bestellen und diesen mit einem Wangenabstrich wieder an die DKMS zurückschicken. Nicht alle Kits kommen auch tatsächlich wieder bei der DKMS an. Dieses Problem wird bei der Registrierung am Bahnhof vermieden, sagt Kay Beutling von der DKMS. „Alleine in Berlin haben sich 150 Menschen als Stammzellenspender registriert. Insgesamt konnten wir in den sechs Städten 700 neue Spender gewinnen.“

Wer aus Luxemburg kommt und sich registrieren möchte, soll sich am besten an die StefanMorsch-Stiftung wenden. Am Ende haben aber alle Datenbanken Zugriff auf alle Registrierungen, damit im Notfall auch weltweit eine passende Spende gefunden werden kann.

Am Weltblutkrebstag, dem 28. Mai, schließt Ianni die Reise mit dem Hoffnungsklavier in Berlin ab. Bei einem Konzert stellt er nicht nur mehrere Stücke aus „My Urban Piano“vor, sondern spielt auch sehr persönliche Kompositionen, die er für seine drei Kinder und seine Frau geschrieben hat.

Mit dem Stück „Friends“aus der siebten Episode in Berlin will Ianni nicht nur Lisa Berg gedenken, sondern allgemein auf die Bedeutung von Freundschaft hinweisen. Im Vergleich zu den anderen Kompositionen klingt „Friends“etwas langsamer, fast trauriger.

„Die Trauer soll in dem Stück auf keinen Fall dominieren. Aber für mich war schnell klar, dass bei einem solch ernsten Thema kein heiteres Stück entstehen konnte“, reflektiert der Pianist nach dem Konzert. Seine Töne berühren nicht nur, sondern bewegen auch viele Menschen dazu, sich für die Sensibilisierung für Blutkrebs einzusetzen.

Nach der abenteuerlichen Reise quer durch Deutschland soll das rote Hoffnungsklavier versteigert werden. Bis zum 10. Juni kann auf dem Charity-Aktionsportal „United Charity“(https://www.unitedcharity.de/ Auktionen/Hoffnungsklavier) mitgeboten werden. Der Erlös wird komplett für den Kampf gegen Blutkrebs gespendet.

Für David Ianni ist die Reise aber noch nicht vorbei. Die nächste Episode von „My Urban Piano“kommt aus Wien und wird am 13. Juni im Festsaal des „Maacher Lycée“in Grevenmacher vorgestellt.



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