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Besser schutzlos?

Im Sommer brannte es in den Nationalparks. Deren Regeln stehen seitdem in der Kritik. © Ingmar Björn Nolting für DIE ZEIT

Eigentlich klingt es wie ein Prädikat, wie eine Auszeichnung: "Nationalpark". Der kleine Ort Hohnstein mit 3200 Einwohnern, östlich von Dresden gelegen, grenzt direkt an einen: den Nationalpark Sächsische Schweiz, überregional berühmt für seine fast unwirklich aussehende Sandstein-Landschaft.

Vielleicht hat man es früher in Hohnstein wirklich einmal wie ein Prädikat empfunden, am Nationalpark zu liegen. Aber dass das heute nicht mehr so ist, merkt man schon, wenn man durch diesen Ort spaziert. Man möchte nur noch "Naturpark" sein, so prangt es auf Bannern in den Gassen des Städtchens. Geworben wird für eine Bürgerinitiative, die den Nationalpark-Status aufheben will. Knapp 7000 Personen haben die dazugehörige Petition bereits unterschrieben.

Und so ist es nicht nur in Hohnstein, sondern auch in anderen Orten der Sächsischen Schweiz und des Harzes: Ausgerechnet in den berühmtesten Landschaften Sachsens und Sachsen-Anhalts wird ein Label infrage gestellt, das bislang als große Errungenschaft galt. Als Symbol nicht nur für die Schönheit der hiesigen Natur. Sondern auch für den Willen, diese zu schützen.

Hohnsteins Bürgermeister heißt Daniel Brade, ist 41, Mitglied der SPD, zur Wahl aufgestellt wurde er durch eine unabhängige Wählervereinigung. An einem Mittwochnachmittag im Oktober steht er in grün-weiß kariertem Hemd und mit gelber Outdoorjacke an der Mauer der Hohnsteiner Burg. Er blickt ins Tal, auf jenen geschützten Wald, um den es geht. Zehn Kilometer entfernt von hier hat es im Sommer einen gegeben. "Eines Nachmittags flogen schwarze Blätter auf Hohnstein herab, da wird einem ganz anders", sagt Brade. Das Feuer hat die Debatte um den Nationalpark neu aufleben lassen. Auch weil man hier findet, im geschützten Bereich lasse es sich nicht gut genug löschen.

Aber eigentlich gibt es die Debatte in Hohnstein schon viel länger. Bereits im vergangenen Jahr hat der Stadtrat das Ziel beschlossen, der Natur rings um den Ort einen anderen Status zu geben. Damit die Einwohner die Natur intensiver nutzen können, etwa um mehr Angebote für Touristen zu schaffen. Und so bestenfalls auch mehr Einnahmen zu generieren. "Wir liegen in der zweiten Reihe, sind kein Besuchermagnet wie Bad Schandau oder Rathen", so Brade.

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