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Wie eine Frau ihr Berliner Büro aus Kapstadt managt

Miriam Rupp in Berlin (links) und Kapstadt (rechts) zwischen Arbeit und Liebe. (Foto: Mashup Communications)


Als es ihre Liebe nach Südafrika verschlägt, ist Miriam Rupp zunächst ratlos. Schließlich ist ihr Lebensmittelpunkt in Berlin - genau wie ihre Agentur. Doch dann versucht sie das Unmögliche: beides. Und es funktioniert.

Von einer einsamen Insel aus Geld verdienen - Was vor 20 Jahren für 99,9 Prozent der Bevölkerung noch reine Utopie war, wird dank Internet und mobiler Technologie immer häufiger Realität. Vor allem kreative Freelancer wie Texter, Grafiker, Fotografen, Blogger oder Social-Media-Berater, machen als digitale Nomaden, Solopreneure und Mobile Worker mit nur dem wichtigsten Hab und Gut im Gepäck jeden Ort in der Welt zu ihrem Büro. Hauptsache iPad, Smartphone und/oder Laptop sind dabei und die W-Lan-Verbindung ist stabil.


Ich selbst würde mich als globalen Pendler bezeichnen. Als Geschäftsführerin meiner eigenen Firma, mit Verantwortung für insgesamt 13 Mitarbeiter, sowie ziemlich tiefen emotionalen und sozialen Wurzeln in meiner Heimatstadt, möchte ich nicht ständig dem Ruf des Windes folgen. Nichtsdestotrotz gelingt es mir seit zwei Jahren, neben Berlin auch etwa 10.000 Kilometer davon entfernt regelmäßig zu arbeiten und zu leben. Genau wie Pendler im ursprünglichen Sinne zwischen Vorstadtidylle und Job in der City täglich hin und her reisen, um das Beste von beiden Welten zu bekommen, habe ich meine zwei Lebensmittelpunkte auf globaler Ebene aufgeschlagen.


Es geht um Balance und technische Möglichkeiten

Und so schwingt das Pendel zwischen Berlin und Kapstadt, eigenem Büro und Co-Working Office, Karriere und Liebe, Großstadtleben und Natur hin und her. Nebenbei befinde ich mich die meiste Zeit im Sommer und lasse mir ganz normal weiter Raum für Reisen außerhalb Deutschlands und Südafrikas.


Am Ende geht es um die perfekte Balance und die Tatsache, dass diese durch Technologie und Kommunikation heutzutage so viel besser erreicht werden kann. Ferne Länder und festes Einkommen, Verantwortung und Selbstverwirklichung, Heimatgefühl und Abenteuerlust, viele Begegnungen und Zeit für sich - das alles sind für globale Pendler und digitale Nomaden längst keine Gegensätze mehr. Und wenn ich einen Blick in die Glaskugel werfen darf, wird dieser Lebensstil in wenigen Jahren auch nicht mehr nur hauptsächlich Selbständigen und Freelancern vorbehalten bleiben.


Das Team in Berlin, ihr CEO in Kapstadt: 5 Tipps für eine glückliche Fernbeziehung

Was im Januar 2011 nur als kleine Auszeit gedacht war, entpuppte sich als eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens. Kann mich die Liebe dazu bringen, alles was ich zusammen mit einem wunderbaren Team bei Mashup Communications aufgebaut habe, zurückzulassen? Kann mich meine berufliche Verantwortung und Leidenschaft davon abhalten, das private Glück zu finden? Die Antwort auf die Entweder-Oder-Frage wurde mit einem ambitionierten „Und" beantwortet.


So stehe ich nun erneut mit gepackten Koffern vor dem Abflug von der Muddastadt in die Mother City, „pendele" zwischen Berlin und Kapstadt und führe dank Remote Office je nach Aufenthaltsort sowohl beruflich als auch privat eine Fernbeziehung. Für mich, mein Team und alle Unternehmer, die es ähnlich machen wollen, möchte ich ein paar Beziehungstipps geben, damit man trotz 10.000 Kilometer Distanz ein Herz und eine Seele bleibt:

Kommunikation -Durch das Internet wird die Welt zwar immer kleiner. Bei den besagten 10.000 Kilometern wird es dennoch schwierig mit den kurzen Kommunikationswegen. Dank Skype, VoIP und einer funktionierenden Internetverbindung, für die man in Südafrika leider etwas mehr investieren muss, lässt sich der kurze Draht technisch zwar einrichten. Das Wichtigste ist jedoch, aktiver als man es gewohnt ist auf allen Kanälen mit seiner besseren Hälfte zu sprechen. Auch wenn die Team-Mailadresse, Facebook und Skype bei uns intern sehr rege genutzt werden, bringen jedoch vor allem persönliche Gespräche operative Details und individuelle Befindlichkeiten ans Tageslicht. Der regelmäßige Kontakt per Telefon wird also zu einem der wichtigsten Rituale. Auch gehört es dazu, sich an den Gedanken zu gewöhnen, quasi in 2D - per Videokonferenz auf dem iPad - an Team-Meetings teilzunehmen. Vertrauen - Das ist die wichtigste Basis für eine gut funktionierende Beziehung. Da die Mashies mein Vertrauen bereits in allen Belangen genießen, wird sich meine Abwesenheit in dieser Hinsicht weniger bemerkbar machen. Die wichtigste Voraussetzung ist jedoch, vor allem eine über Jahre gewachsene vertrauensvolle Geschäftsbeziehung mit einer Partnerin wie Nora, die durch ihre Präsenz als Geschäftsführerin weiterhin den Laden in Berlin zusammenhalten wird. Perspektivwechsel - Das Gute an einer Fernbeziehung ist, dass die Distanz einen immer wieder neuen Blick auf das vermeintlich Selbstverständliche ermöglicht. Indem sich beide Partner individuell neu inspirieren und frei entfalten können, wird es also nie langweilig. So sehr ich Berlin liebe, freue ich mich zum Beispiel auch darauf, dem Treibhaus der hiesigen Online-Branche zumindest geographisch gelegentlich zu entkommen und mit einem Blick von Außen neue Perspektiven zu gewinnen und einzubringen. Chancen - Neue Leute außerhalb des gemeinsamen Freundeskreises kennen zu lernen, heißt auch, neue Türen für die gemeinsame Entwicklung zu öffnen. Auch die Startup-Branche in Südafrika hat spannende Menschen, Ideen und Events zu bieten. Wer weiß, wohin der Zufall und ein paar offene Augen die Mashup-Familie in ein paar Jahren führen könnte. Und so wird für mich neben Wine Tasting, Surf Sessions und Road Trips auch eifriges Networking (was in Südafrika noch eine Ecke entspannter ist) nach Feierabend auf der Tagesordnung stehen. Gemeinsame Zeit - Trotz der weiten Entfernung und aller Tipps, wie sich diese positiv gestalten lässt, ist das Wichtigste doch immer noch die Zeit, die man wieder gemeinsam im trauten Heim verbringen kann. Ohne dass es zum Zwang wird, bringen Vorfreude und die begrenzten Phasen eine neue Qualität in die Beziehung, bei der die Zeit intensiver, ereignisreicher und bewusster erlebt und gestaltet wird. Miriam Rupp ist Gründerin und Geschäftsführerin von Mashup Communications, der Berliner Agentur für PR und digitales Storytelling. Mit der Philosophie „Wir lieben es, neue Geschichten zu erzählen" fokussiert sich die Agentur vor allem auf Zukunftsthemen aus der digitalen Welt.
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