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Die LinkedIn-Muffel unter deutschen Top-CEOs | MEEDIA

Mittlerweile sollten doch alle Unternehmens-Lenker begriffen haben, wie man eine Plattform wie LinkedIn nutzen kann. Umso erschreckender wie viel Top-CEOs die Möglichkeiten für Storytelling hier liegenlassen, meint die MEEDIA-Kolumnistin Miriam Rupp.


Wenn ich von Unternehmen gefragt werde, auf welchen Social-Media-Trend sie aufspringen sollen, rate ich dazu, die Bühnen ganz bewusst auszusuchen und sich zu fokussieren. Auch zu einem Profil auf LinkedIn ermutige ich nicht jede Marke auf Teufel komm' raus. Bei folgender äußerst nischigen Gruppe an Unternehmensvertreter:innen jedoch ist die fehlende Präsenz auf LinkedIn absolut fatal: CEOs der DAX40.

Über 50 Prozent (!) dieser 39 Manager:innen (VW und Porsche werden von derselben Person geführt) haben entweder gar keine LinkedIn-Präsenz oder pflegen diese so stiefmütterlich, dass man es nicht ernst nehmen kann. In einer Welt, in der Fachkräfte hart umkämpft sind, in der Unternehmen tagtäglich Beweise für ihre Vision und ihre Werte antreten müssen, um glaubhaft zu bleiben - kann man es sich als CEO da leisten, kein Gesicht zu zeigen? Und wenn ja, nur in einem jährlichen Interview mit einem Wirtschaftsmedium?


„In einer Welt, in der Fachkräfte hart umkämpft sind, in der Unternehmen tagtäglich Beweise für ihre Vision und ihre Werte antreten müssen - kann man es sich als CEO da leisten, kein Gesicht zu zeigen?"


Ich habe viel Verständnis, wenn die Geschäftsführerin eines Familienbetriebes mit 35 Mitarbeitenden vielleicht nicht die Ressourcen hat oder die Dringlichkeit sieht. Aber es geht hier um die Köpfe der führenden Unternehmen der deutschen Wirtschaft. Selbst Politiker:innen tragen ihre Inhalte über LinkedIn in die Öffentlichkeit. Wirtschaftsverbände sind dort vertreten. Gar nicht erst zu sprechen von den hunderttausenden Fachkräften.


Was mein Kopfschütteln über diese Abwesenheitsquote weiter am Laufen hält: Es ist ja nicht mal wirklich schwer. Und viele machen es mit wenigen, einfachen Mitteln auch sehr gut. Auch und vor allem DAX40-CEOs.


Bernd Montag (über 83.000 Follower), CEO von Siemens Healthineers, verabschiedet ein Mitglied des Aufsichtsrats in den Ruhestand. Oliver Bäte (über 66.000 Follower), CEO von der Allianz, legt seine „Simplicity Strategy" als Mission und Wert des Unternehmens dar. Ola Källenius (über 185.000 Follower), CEO von Mercedes-Benz, nimmt sein Publikum auf seinen spannenden Alltag, z.B. an die Formel1-Strecke, mit. Roland Busch (über 66.000 Follower), CEO der Siemens AG, erzählt die Energie-Erfolgsstory der bayrischen Stadt Wunsiedel. Belén Garijo (über 63.000 Follower), CEO von Merck, gibt Einblick in ihre persönliche Werte-Säule der Resilienz.


Egal ob mit Krawatte und etwas professionellerem Duktus oder mit Pulli und in lockerem Englisch - über den jeweiligen Kommunikationsstil will ich nicht urteilen. Auf jeden Fall merkt man diesen CEOs an, dass LinkedIn kein sporadisches Hobby für sie ist, sondern dass sie die Plattform ernst nehmen. Und dass sie ihre Beiträge dort mit ihrem persönlichen Charakter und einer Prise Storytelling zu verbinden wissen. Sie sind Employer-Branding-Magnet und Vorbild einer Unternehmenskultur. Ihre Stimme repräsentiert eine Branche, eine gesamte Volkswirtschaft. Selbst wenn man in nur einem der oben genannten Beispiele eine kommunikative Relevanz sieht - genug Erzählstoff aus einer riesigen Organisation und ein paar persönliche Anekdoten sollten es gestandenen Manager:innen ermöglichen, etwas Charisma zu versprühen. Die Rezeptur ist wahrlich einfach.


Miriam Rupp ist Gründerin und gemeinsam mit Nora Feist Geschäftsführerin von Mashup Communications, einer Berliner Agentur für PR und Brand Storytelling. In ihrem Buch „Storytelling für Unternehmen" beschreibt sie, wie Geschichten zum Erfolg in Content Marketing, PR, Social Media, Employer Branding und Leadership führen. Für MEEDIA schreibt sie über die Kraft des Storytelling.

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